„Ich will die Gesamtwertung gewinnen“ – Tom Pidcock wagt bei der Vuelta den großen Schritt

Radsport
Freitag, 22 August 2025 um 11:15
Pidcock
Nach einem Sommer, der eher von Ruhe als von Hektik geprägt war, geht Tom Pidcock bei der Vuelta a España 2025 mit der bislang deutlichsten Ansage seiner Karriere an den Start: Der Brite will die Gesamtwertung gewinnen.
Für einen Fahrer, der sich bislang jeder klaren Schublade entzogen hat – Olympiasieger im Mountainbike, Strade-Bianche-Sieger und Etappensieger bei der Tour de France – ist das ein bemerkenswerter Strategiewechsel. Bisher war Pidcock bei dreiwöchigen Rundfahrten vor allem vorsichtig unterwegs. Im Gespräch mit TNT Sports sprach der 26-Jährige nun jedoch Klartext: „Ich werde mich voll auf die Gesamtwertung konzentrieren. Kürzere Anstiege kommen mir entgegen, also werden wir sehen.“
Ein klar neuer Tonfall, der überrascht. Denn noch im Frühjahr wirkte Pidcock gezeichnet vom dichten Kalender. Beim Giro d’Italia kam er nicht über Platz 16 hinaus, geschwächt durch ein hartes Frühjahr mit Strade Bianche, Amstel Gold Race und Lüttich-Bastogne-Lüttich. Die Tour de France ließ er bewusst aus, um Kraft zu tanken und gezielt für die Vuelta aufzubauen.

Ein Sommer zum Durchatmen

Pidcock selbst betont den Unterschied: „Ich hatte einen ziemlich schönen Sommer. Nicht so viele Rennen – zuletzt Norwegen – also fühle ich mich viel erfrischter als vor einem Jahr. Hoffentlich sieht man das im Rennen.“
Beim Arctic Race of Norway meldete er sich mit einem knappen Etappensieg und Rang zwei in der Gesamtwertung zurück. Ein echter Grand-Tour-Test war das zwar nicht, aber es zeigte die Frische und Schärfe, die ihm beim Giro fehlten. Dort beendete er die Rundfahrt mit fast 45 Minuten Rückstand auf Sieger Simon Yates – ein klares Signal, dass die Vorbereitung falsch gesetzt war. „Beim Giro war ich müde, um ehrlich zu sein“, gibt er zu. „Das war nicht die beste Vorbereitung. Dieses Mal soll es anders laufen.“

Vuelta-Parcours spielt Pidcock in die Karten

Die Route der Vuelta 2025 könnte tatsächlich zu seinem Stil passen. Kürzere, explosive Anstiege, technische Finals und ständige Rhythmuswechsel – genau das Terrain, auf dem Pidcock mit seiner Mountainbike-Erfahrung glänzen kann. „Die Vuelta ist ein Rennen voller ständiger Wechsel, und das mag ich“, sagt er.
Die Konkurrenz im Kampf ums Rote Trikot ist groß: Jonas Vingegaard, Juan Ayuso, João Almeida und Egan Bernal stehen bereit. Doch Pidcock geht erstmals mit einem klaren GC-Fokus ins Rennen und ohne Doppelbelastung durch Mountainbike oder Klassiker. Seine Rückkehr zum europäischen MTB-Titel unterstreicht zwar seine Vielseitigkeit, wichtiger aber ist seine mentale Ausrichtung: Er will es diesmal wirklich wissen.

Früher Härtetest gleich zu Beginn

Schon die erste Etappe von Turin nach Novara (186,1 km) bietet einen Vorgeschmack. Ein Anstieg der Kategorie 3 und ein langes, anspruchsvolles Finale könnten für erste Abstände sorgen. „Es gibt im Ziel einen kurzen Anstieg. Normalerweise brauche ich etwas Zeit, um ins Rennen zu finden, aber das wird schon ein Test. Vielleicht gleich die erste Gelegenheit, die Beine sprechen zu lassen“, meint Pidcock.
Diese Beine durften sich im Sommer endlich erholen. Nun entscheidet sich, ob sie stark genug sind, Pidcock nicht nur in die Top 10 zu tragen, sondern ihn in die Riege der echten Gesamtklassementfahrer zu katapultieren. Ob er dieser neuen Rolle gewachsen ist, wird die Vuelta zeigen – doch die Ansage ist klar: Tom Pidcock will Geschichte schreiben.
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