Der erhoffte Sieg lag für
Alexander Kristoff zum Greifen nah, als er die dritte Etappe der
Tour de Langkawi beendete – doch Matteo Malucelli war um Haaresbreite schneller im Ziel. Damit verpasste der Norweger nicht nur den Etappensieg, sondern auch seinen 99. Profi-Triumph. Da das Etappenrennen in Malaysia zugleich Kristoffs letztes als Profi ist, läuft ihm die Zeit für den runden Karriereabschluss davon.
Mit 38 Jahren blickt Kristoff auf eine Laufbahn zurück, die viele nur bewundern können: zwei Monumente, vier Etappensiege bei der Tour de France und ein Europameistertitel zieren seine Bilanz. Ein Makel bleibt jedoch – die Niederlage bei den Heim-Weltmeisterschaften 2017 in Bergen, als er im Sprint an Peter Sagan scheiterte.
„Vor drei Jahren begann ich, über das Ende meiner Karriere nachzudenken“, erklärte Kristoff im Gespräch mit Wielerflits vor dem Start der Tour de Langkawi. Nach 16 Profisaisons endet seine Laufbahn nun mit einem achttägigen Rennen in Südostasien – kein glamouröser Schauplatz für einen Fahrer seiner Klasse, doch Kristoff nimmt es sportlich. „Ich habe mich vorbereitet, als wäre es ein normales Rennen. Noch denke ich nicht zu viel über mein Karriereende nach, aber danach wird es sicher seltsam sein, dass alles vorbei ist.“
Kristoff weiß, dass der Zeitpunkt gekommen ist: „Es gibt eine Zeit für alles, und ich fühle, dass meine Zeit jetzt zu Ende geht. Als ich 2022 den langfristigen Vertrag bei Uno-X Mobility unterschrieben habe, war klar, dass ich ihn erfüllen wollte. Doch inzwischen bin ich 38 Jahre alt, habe mehrere Kinder, die zu Recht die Aufmerksamkeit ihres Vaters brauchen.“
Auch sportlich spürt er den Wandel. „Der Radsport ist schneller und härter geworden. Das bedeutet für mich weniger gute Ergebnisse, weil ich nicht mehr so konkurrenzfähig bin. Wenn man nur noch selten Erfolgserlebnisse hat, macht das Rennen weniger Spaß. Dann muss man bereit sein, einen Schritt zurückzutreten. Es ist ja nicht so, dass das Team unbedingt auf mich angewiesen wäre.“
Ganz abgeschlossen hat Kristoff aber noch nicht: Seine Bilanz umfasst 98 Profisiege – zwei fehlen zum runden Hunderter. „Es wäre fantastisch, das noch zu schaffen. Aber ich bin realistisch: Hier gibt es viele schnelle Fahrer. Ich rechne nicht wirklich damit. Über 100 UCI-Siege habe ich schon, aber die Marke von 100 als Profi hätte eben noch einen besonderen Klang.“
Und danach? Kristoff sieht die Zukunft entspannt. „Vielleicht kehre ich irgendwann zum Radsport oder ins Team zurück, aber nicht sofort. Zuerst möchte ich Zeit mit meiner Familie verbringen. Später könnte ich mir vorstellen, TV-Kommentator zu werden – das wäre großartig.“