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Tour de France 2025 ist Geschichte, doch die Diskussionen über die Route 2026 laufen bereits heiß. Wird das Rennen erneut die legendäre Alpe d’Huez erklimmen? Und steht den Fahrern wieder eine Kopfsteinpflaster- oder gar Schotteretappe bevor?
Luke Rowe, einer der erfahrensten Straßenkapitäne im Peloton, sieht Kopfsteinpflaster bei der Tour kritisch. Im Podcast „Sir Brad's Café“ mit
Bradley Wiggins und Graham Willgoss machte er deutlich, dass das Risiko in keinem Verhältnis zur möglichen Spannung steht. „Ein einziger Tag Action kann dich zwei Wochen Rennen kosten, obwohl sich jemand sechs Monate vorbereitet hat“, sagte Rowe. Er erinnerte an Richie Portes Sturz 2017: „Wir haben Richie danach die gesamte zweite Hälfte der Tour vermisst. Man verliert mehr, als man gewinnt.“
Auch Wiggins bestätigte die Härte dieser Etappen: „Das ist das Schlimmste, was man fahren kann, aber das Beste, was man sehen kann.“ Dennoch bleibt er skeptisch, ob Kopfsteinpflaster noch zeitgemäß ist: „Diese Straßen wurden nie für die heutigen Hightech-Bikes gebaut, sondern für Bauernkarren.“
Rowe selbst erlebte bei seinem Tour-Debüt 2015, wie unbarmherzig diese Abschnitte sind – trotz seiner Top-10-Platzierung bei Paris-Roubaix. „Ich war an diesem Tag nutzlos, habe das Team im Stich gelassen“, sagte er. Seitdem verbietet INEOS seinen Fahrern die Teilnahme an den britischen Meisterschaften vor einer Tour mit Kopfsteinpflasteretappen – eine Maßnahme, die Rowe selbst auf den Weg brachte.
Neben der physischen Belastung schilderte Wiggins die enorme logistische Herausforderung: „Es ist ein Wettrüsten, wer die Sektoren am besten absichert. Sobald die Route im Oktober steht, beginnen die Vorbereitungen.“ Während des Rennens gehe es nur um eines: Überleben. „Wenn ein Fahrer wie Michał Kwiatkowski jeden Tag volle Leistung bringen muss, ist er nach einer Woche körperlich zerstört“, so Wiggins.
Rowe sprach außerdem über seine Rolle als Straßenkapitän und das Vertrauen, das er sich bei Chris Froome und anderen Teamleitern erarbeitete. „Du gewinnst diese Unterstützung nicht, indem du laut bist, sondern indem du Tag für Tag deinen Job machst“, erklärte er. Wiggins lobte Rowe als „ruhigen, klugen Kopf“, der selbst in chaotischen Situationen für Stabilität sorgt.
Doch auch Fehler gehören dazu. „Ich habe viele schlechte Entscheidungen getroffen. Wenn alles schiefgeht, bin ich der Schuldige“, gab Rowe offen zu. Schwierige Momente mit Teamkollegen wie Ethan Hayter oder Rohan Dennis beschreibt er rückblickend als lehrreich.
In der Grundsatzfrage bleibt Rowe jedoch klar: „Um die Tour zu gewinnen, musst du zuerst Paris erreichen.“ Die spektakulären TV-Bilder von Kopfsteinpflasteretappen mögen die Zuschauer begeistern, doch für Fahrer und Teams sei das Risiko oft schlicht zu hoch: „Wenn du nicht gut positioniert bist, ist es vorbei, bevor es richtig beginnt.“