Die erste Woche der
Tour de France ist vorbei – und obwohl die hohen Berge noch auf sich warten lassen, hat das Rennen bereits sichtbare Spuren hinterlassen. Lange, hektische Etappen, Windkanten und hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten haben für große Abstände im Klassement gesorgt. Besonders auffällig: Das Team
UAE Team Emirates - XRG wirkt deutlich angeschlagener als das dominante
Visma - Lease a Bike. Der belgische Radsport-Experte
Jose De Cauwer findet dafür klare Worte.
„In dem Moment, in dem Wellens abgehängt wird, erwarte ich, dass Nils Politt dabei ist. Er ist ein Mann mit dem Körper, der dabei sein muss“, sagte De Cauwer gegenüber Sporza.
Tadej Pogacar sei mehrfach isoliert gewesen, während
Jonas Vingegaard stets von mehreren Teamkollegen unterstützt wurde: „Ich habe weder Narváez noch Sivakov gesehen, also war er oft allein. Und dann sieht man irgendwann Visma dort mit vier oder fünf Fahrern, mit Campenaerts, Affini und Vingegaard. Das muss für Pogacar schon ein bisschen weh tun, wenn man weiß, dass Almeida nicht mehr dabei ist.“
Attacken im Flachen, Fragezeichen fürs Hochgebirge
Dabei war es eine Flachetappe, die das Kräfteverhältnis erneut offengelegt hat. Zwar dominierte das Geschehen vordergründig ein Ausreißversuch von Mathieu van der Poel und Jonas Rickaert, doch im Hintergrund formierten sich Allianzen im Peloton. „Schwierig“, urteilt De Cauwer über die Dynamik der Etappe. „Von dem Moment an, als Uno-X – ich frage mich immer noch, warum – und die anderen Teams zu kooperieren begannen, fühlten Sie sich ein wenig unter Kontrolle.“
Die beiden Ausreißer fuhren mit Unterstützung des Windes einen Schnitt von 50 km/h – zu zweit. Ohne das überraschende Zusammenspiel im Feld hätten sie wohl um den Etappensieg gesprintet. So kam es zum erwarteten Showdown zwischen Jonathan Milan und Tim Merlier – ein hart erkämpfter Erfolg für die Sprinterfraktion. „Natürlich wünscht man Tim Merlier das Beste“, so De Cauwer.
Im Gesamtklassement blieb ein größerer Schlag aus – trotz der Windkantenversuche von Visma –, doch die strukturellen Unterschiede zwischen den beiden Top-Teams treten immer klarer zutage. Almeida, der für UAE als Schlüsselfigur im Hochgebirge eingeplant war, fehlt nun. Seine Rolle soll Adam Yates übernehmen. „Er hat sich bisher ruhig verhalten, hoffen wir. Aber Almeida hat ein bisschen mehr Körper“, meint De Cauwer.
Quick-Step blüht auf – Sorgen bei UAE
De Cauwer sieht hingegen ein anderes Team im Aufwind:
Soudal - Quick-Step. „Das Team ist mit Remco und Schachmann wieder komplett, obwohl sie nie wirklich weg waren. Aber am ersten Tag hätte man noch gedacht: Oh je, wie wird das wohl werden? Aber jetzt ist das Team in Topform und bereit.“ Nach drei Etappensiegen ist der Druck spürbar von der Mannschaft gewichen.
Der Weg in die Berge bleibt lang – doch das Rennen hat bereits seine Vorzeichen gesetzt. Pogacar wird kämpfen müssen. Nicht nur gegen Vingegaard. Sondern vor allem gegen dessen übermächtig wirkendes Team.