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Visma - Lease a Bike steht nach der letzten Bergetappe der
Tour de France zunehmend unter Druck. Die Taktik der niederländischen Mannschaft wurde über die gesamte Rundfahrt hinweg unter die Lupe genommen, besonders im Netz hagelt es Kritik. Nach der 18. Etappe nach La Plagne, auf der
Jonas Vingegaard erneut keine Attacke wagte, schlug die Stimmung endgültig in Enttäuschung um.
„Vingegaard hat es vor allem für sich selbst versaut. Die Alpen haben ihm nichts gebracht, weder gestern noch heute“, sagte der belgische Sporza-Kommentator
Jose De Cauwer. „Und Visma hat immer recht, aber in diesem Fall sage ich, sie haben nicht recht. Ich bin fest davon überzeugt.“ Auf der verkürzten Bergetappe blieb der erhoffte Angriff des Dänen aus – obwohl das Team mit Sepp Kuss und Matteo Jorgenson stark vertreten war, fehlte beiden die Kraft, das Rennen zu prägen. Pogacar zeigte sich über weite Strecken unbeeindruckt, das UAE-Team kontrollierte das Geschehen mit hohem Tempo. Vingegaard blieb erneut im Schatten seines Rivalen.
Verpasste Chance statt Vollgasmentalität
Auch Renaat Schotte, Experte bei Sporza, spart nicht mit Kritik: „Ich glaube, das ist eine verpasste Chance.“ Besonders enttäuscht zeigt sich Schotte über die verhaltene Fahrweise Vingegaards in einer Situation, in der sein Helfer Lipowitz eine entscheidende Attacke vorbereitet hatte: „Es war möglich, Lipowitz hat es eingefädelt. Und dann macht er es doch nicht. Das finde ich so enttäuschend.“
Dass Vingegaard das Rennen nicht von hinten heraus neu zu gestalten versuchte, obwohl ihm taktische Optionen offenstanden, stößt vielen sauer auf. Schotte relativiert zwar: „Es ist nicht so, dass er ein Feigling ist. Das nehme ich zurück.“ Doch die Aussage steht im Raum – und die Frage ebenso: Warum zeigte der Tour-Sieger der vergangenen Jahre so wenig Initiative, als er sie am dringendsten gebraucht hätte?