Thibau Nys meldet sich eindrucksvoll auf der Straße zurück. Nach einem starken Cyclocross-Winter mit dem EM-Titel als Krönung, dominierte der Belgier gleich an seinem ersten Renntag auf Asphalt und gewann den GP Miguel Indurain mit überraschender Souveränität. Ein Signal an die Konkurrenz – und ein Fingerzeig für die anstehenden Klassiker im April.
Sein starker Auftritt blieb nicht unbemerkt. „Er kann La Flèche Wallonne, den Brabantse Pijl, Lüttich–Bastogne–Lüttich, Etappen bei Grand Tours und sogar die Cross-WM gewinnen“, prognostiziert Dirk De Wolf im Podcast Cycling Club Wattage. Für viele Experten hat Nys das Potenzial, in den kommenden Jahren zu einem Allround-Star zu reifen.
Ganz oben auf seiner Wunschliste steht laut De Wolf das Wallonenrennen an der Mur de Huy. Doch gerade dort wartet geballte Weltklasse auf ihn. „Er wird gegen Pogacar und Evenepoel antreten. Und auch Van Gils, wenn er in Topform ist“, relativiert Jan Bakelants die hohen Erwartungen. Auch intern gibt es Konkurrenz: „Skjelmose fährt ebenfalls für
LIDL-Trek – wir wissen noch nicht, ob Nys diesen finalen Kilometer mit zehn Prozent wirklich meistern kann.“
Ein anderer Klassiker scheint ihm hingegen wie auf den Leib geschneidert. „Das Amstel Gold Race – der Cauberg mit seinen 800 Metern bei sechs Prozent – ist wie für ihn gemacht“, schwärmt Bakelants. Sollte das Rennen, wie 2024, mit einer großen Gruppe ins Finale gehen, könnte Nys seine Explosivität perfekt ausspielen. Doch auch hier drohen große Namen wie Pogacar und Evenepoel, die bereits auf der provisorischen Startliste stehen.
Langfristig trauen viele Nys sogar Siege bei den flämischen Monumenten zu. Ex-Weltmeister Tom Boonen vergleicht ihn mit Julian Alaphilippe. „Er ist vom Fahrertyp her ähnlich. Auf lange Sicht kann er auch die Flandern-Rundfahrt gewinnen.“
Doch wie steht es um seine Chancen bei einer Grand Tour? Für Bakelants gibt es daran keinen Zweifel. „Ich würde ihn zur Tour de France mitnehmen – ohne Frage.“ Die Entscheidung von LIDL-Trek, womöglich ohne Mads Pedersen an den Start zu gehen, kann er nicht nachvollziehen. „Warum auf das Gesamtklassement setzen, wenn man Fahrer wie Nys hat, die realistische Chancen auf Etappensiege haben?“
Thibau Nys hat mit seinem ersten Straßenrennen 2025 ein klares Statement gesetzt. Viel spricht dafür, dass es nicht der letzte Sieg in diesem Frühjahr bleibt.