Chris Froome wird 40: Rückblick auf eine Karriere voller Triumphe – 7 Jahre nach seinem letzten Sieg

Radsport
Dienstag, 20 Mai 2025 um 12:30
chrisfroome albertocontador
Heute, am 20. Mai 2025, feiert Chris Froome seinen 40. Geburtstag – eine Zahl, die im Profiradsport selten erreicht wird und doch so treffend die Spanne zwischen Vergangenheit und Gegenwart markiert. Vier Tour-de-France-Siege, je ein Triumph bei der Vuelta a España und dem Giro d’Italia, sieben Grand-Tour-Titel insgesamt – Froome war nicht nur Teil des Pelotons, er war dessen Taktgeber. Heute scheint sein Stern längst verblasst, aber das sollte uns nicht vergessen lassen, wie außergewöhnlich seine Karriere tatsächlich war – und wie viel er überwinden musste, um sie überhaupt zu schreiben.
Froomes Palmarès ist beeindruckend: 46 Profisiege, unzählige Tage im Gelben Trikot, und eine Dominanz, wie man sie in der Ära vor Tadej Pogacar nur von wenigen kannte. Zwischen 2013 und 2017 kontrollierte Froome die Tour de France fast nach Belieben – mit seiner Fähigkeit, im richtigen Moment Zeit gutzumachen, seinem taktischen Gespür, seiner Bergstärke und einer fast maschinellen Konstanz. 2017 fügte er der Sammlung die Vuelta a España hinzu – und vollendete später sogar das seltene Tour-Vuelta-Doppel, wobei ihm nachträglich auch ein früherer Vuelta-Titel zugesprochen wurde.
Doch es war der Giro d’Italia 2018, mit dem sich Froome ein Denkmal setzte. Nachdem er bereits abgeschrieben war und das Rosa Trikot außer Reichweite schien, startete er auf der legendären 19. Etappe zur Colle delle Finestre eine Solo-Attacke über mehr als 80 Kilometer – eine der kühnsten und glorreichsten Aktionen der modernen Radsportgeschichte. Froome distanzierte die Favoriten, gewann nicht nur die Etappe, sondern entriss Simon Yates das Trikot und krönte sich zum Giro-Sieger. Es war ein Moment für die Ewigkeit – eine Attacke, auf die selbst ein Pogacar stolz wäre.
Doch der Radsport ist gnadenlos. Im Juni 2019, beim Critérium du Dauphiné, stürzte Froome bei der Besichtigung des Zeitfahrkurses mit hoher Geschwindigkeit. Die Verletzungen waren schwer: ein mehrfach gebrochener Oberschenkel, Ellbogen, Rippen, eine kollabierte Lunge. Die Bilder, die Nachrichten – es war ein Wunder, dass er überlebte. Und doch kam er zurück. Monate später lernte er erst wieder zu gehen. Das Fahrrad, das einst sein Werkzeug der Kontrolle war, wurde zum Symbol eines Kampfes, den niemand sah, der aber alles veränderte.
Als Froome 2020 ins Peloton zurückkehrte, war er nicht mehr derselbe. Der Wechsel zu Israel Start-Up Nation wurde als Neuanfang verkauft, als letzte Jagd nach dem fünften Tour-Sieg – doch in Wahrheit wurde es ein bitterer Abstieg. Kein Anschluss an die Spitze, keine Ergebnisse, aber hohe Erwartungen. Kritik ließ nicht lange auf sich warten: zu alt, zu teuer, zu langsam. Dabei wurde oft übersehen, wie selten Froomes Leistungen eigentlich waren.
Denn was er zwischen 2017 und 2018 schaffte – drei Grand Tours in Serie zu gewinnen – ist bis heute nahezu einzigartig. Solche Karrieren misst man nicht an ihren letzten Jahren, sondern an ihren Höhepunkten. Siege wie La Pierre-Saint-Martin 2015, der ikonische Lauf auf den Mont Ventoux 2016 ohne Rad, oder der Giro-Solo-Ritt 2018 – das ist der Froome, an den wir uns erinnern sollten.
Heute ist Chris Froome 40 Jahre alt. Er wird wohl kein Rennen mehr gewinnen. Aber er hat etwas hinterlassen, was viele nie erreichen werden: eine Ära.
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