Bis zum Start der Saison 2026 bleiben noch einige Monate, doch hinter den Kulissen laufen die Vorbereitungen längst auf Hochtouren. Die großen Kapitäne von Visma | Lease a Bike beginnen bereits, ihre Rennprogramme abzustecken – vor allem mit Blick auf die drei Grand Tours. Doch wie sieht der Masterplan der Niederländer mit Stars wie
Jonas Vingegaard, Simon Yates, Matteo Jorgenson und Wout van Aert aus?
Fest steht: Die
Tour de France bleibt das oberste Ziel – doch auch Giro d’Italia und Vuelta a España haben bei Visma absolute Priorität. Kaum ein Team der WorldTour hat in den vergangenen Jahren so eindrucksvoll gezeigt, wie man dreiwöchige Rundfahrten dominiert: mit Siegen von Vingegaard, Yates, Roglič oder Sepp Kuss.
2023 gelang Visma der historische Dreifachcoup: Tour-Sieg mit Vingegaard, Giro-Erfolg mit Roglič und der Vuelta-Triumph durch Kuss. Und auch 2025 fiel die Bilanz überragend aus: Yates gewann den Giro, Vingegaard die Vuelta und bei der Tour fehlte dem Dänen nur ein Schritt ganz nach oben. In Summe: sogar stärker als UAE – auch wenn die Emiratis ebenfalls auf allen drei Rundfahrten um den Sieg fuhren.
Um den erbitterten Kampf mit UAE Team Emirates – XRG im kommenden Jahr erneut für sich zu entscheiden, braucht es präzise Planung, perfekte Formsteuerung und am Ende auch eine Portion Glück.
So könnte Visma 2026 seine Top-Fahrer strategisch einsetzen.
Giro d'Italia
Jonas Vingegaard steht 2026 vor einem historischen Schritt: Alles deutet darauf hin, dass der zweimalige Tour-de-France-Sieger erstmals beim Giro d’Italia an den Start gehen wird. Seit Monaten halten sich die Gerüchte hartnäckig – und der Däne selbst hat bereits offen eingeräumt, dass die Corsa Rosa ein lang gehegter Wunsch ist.
Das Timing könnte kaum günstiger sein. Im direkten Tour-Vergleich liegt Vingegaard aktuell hinter seinem großen Rivalen Tadej Pogačar zurück – und eine Giro-Premiere bietet ihm die Chance, den Titel-Vorsprung des Slowenen auf anderem Terrain auszugleichen. Mit dem Vuelta-Triumph 2025 hat Vingegaard bereits drei Grand-Tour-Siege gesammelt. Der Giro wäre der nächste logische Schritt – und gleichzeitig die Gelegenheit, sich als universellster Rundfahrer seiner Generation zu präsentieren.
Hinzu kommt: Es gilt als sehr unwahrscheinlich, dass Pogačar 2026 erneut den Giro in Angriff nimmt. In dessen Abwesenheit würde Vingegaard als haushoher Favorit ins Rennen gehen. Alles andere als Rosa in Rom wäre eine Überraschung.
Ein Erfolg hätte zusätzliche Symbolkraft: Während Pogačar die Tour und den Giro gewonnen hat, fehlt ihm die Vuelta noch. Vingegaard hingegen könnte sich schon bald als erster Fahrer der neuen Ära in die Reihe der Legenden eintragen, die alle drei Grand Tours gewonnen haben – und seinem Rivalen auf diesem prestigeträchtigen Feld davonziehen.
Jonas Vingegaard sollte Visma beim Giro d'Italia 2026 anführen. @Imago
Tour de France
Sollte er verletzungsfrei bleiben, führt für Visma | Lease a Bike kein Weg daran vorbei: Jonas Vingegaard wird erneut der Mann für die Gesamtwertung bei der Tour de France sein. Der Däne bleibt der einzige Fahrer, der Tadej Pogačar bei der Grande Boucle ernsthaft gefährden kann – und das wird sich auch 2026 kaum ändern.
Umso wichtiger wird es für Visma sein, ihre komplette „Kavallerie“ hinter Vingegaard zu versammeln. Namen wie Matteo Jorgenson, Sepp Kuss, Simon Yates, Victor Campenaerts und natürlich Wout van Aert könnten ein Team formen, das zumindest davon träumen lässt, Pogačar und UAE bis Paris Paroli zu bieten. Eine Konstellation, die taktisch flexibel und physisch extrem stark besetzt wäre.
Und auch die Konkurrenz schläft nicht: Red Bull – BORA – hansgrohe dürfte nach dem herausragenden Jahr 2025 ebenfalls mit großen Ambitionen auftreten. Es bahnt sich damit erneut ein epischer Dreikampf an – mit Vingegaard als Speerspitze im schwarz-gelben Angriff auf die Tour-Krone.
Vuelta a Espana
Genau hier beginnen die Überlegungen komplex zu werden: Wer führt Visma | Lease a Bike bei der Vuelta 2026 an, wenn Jonas Vingegaard sich auf Giro und Tour fokussiert?
Matteo Jorgenson hat zwar einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht, ist aber noch nicht als klarer Grand-Tour-Leader im Team etabliert. Sepp Kuss kennt die Vuelta wie kaum ein anderer und zeigte 2025 als unermüdlicher Edelhelfer des späteren Siegers Vingegaard ein starkes Rennen – doch nach seinem Triumph von 2023 scheint er wieder hauptsächlich in die Rolle des Superdomestiken gerückt zu sein.
Damit fällt der Blick zwangsläufig auf Simon Yates. Der Brite war 2025 einer der entscheidenden Faktoren für den Gesamtgewinn des Giro d’Italia und krönte seine Saison zudem mit einem Etappensieg bei der Tour de France. Diese Resultate sollten mehr als genug sein, um sich die Kapitänsrolle für die Vuelta 2026 zu verdienen – mit der realistischen Aussicht, seinen Triumph von 2018 zu wiederholen.
Natürlich stehen diese Pläne noch im frühen Stadium und können sich im Laufe der Saison jederzeit ändern. Doch nach jetzigem Stand wäre Yates die logische und stärkste Option für eine erneute Jagd auf Rot.
Original: Jorge Borreguero
Simon Yates hat den Giro mit Visma gewonnen und könnte bei der Vuelta a España 2026 an der Spitze stehen. @Sirotti