ANALYSE | Van der Poel vs. Sagan vs. Boonen: Welcher Klassiker-König hat das beste Palmarès?

Radsport
Montag, 11 August 2025 um 20:00
mathieuvanderpoel-2
Heute werfen wir einen Blick auf drei Könige des Radsports, die jeweils eine ganze Generation geprägt haben. Mathieu van der Poel, Peter Sagan und Tom Boonen stehen jeweils für eine andere Ära des Radsports – mit eigenen Stärken, Erfolgen und Rivalen während ihrer Karrieren. Van der Poel ist der moderne Allrounder, der in mehreren Disziplinen siegen kann und dabei gegen einige der stärksten Fahrer antritt, die der Sport je gesehen hat. Sagan brachte eine beispiellose Konstanz und eine gnadenlose Siegesserie in die Grand Tours, kombiniert mit eigenen Glanzmomenten bei den Monumenten. Boonen war der Inbegriff des Kopfsteinpflaster-Spezialisten und baute seinen Ruf auf einer Mischung aus Kraft und Präzision auf dem Pavé auf.
Doch wie kann man sie vergleichen? Wer ist die Nummer 1 insgesamt?
Ein Vergleich bedeutet mehr als nur das Zählen von Siegen. Man muss die Disziplinen betrachten, die Art der Siege und die Rivalen, gegen die sie errungen wurden. Genau das wollen wir in diesem Artikel versuchen – und anschließend haben Sie die Möglichkeit, abzustimmen und Ihre Meinung im Kommentarbereich zu teilen.
Also, legen wir los.

Palmares Vergleich

Van der Poel, mittlerweile 30 Jahre alt, ist der Einzige der drei, der noch aktiv fährt und die Chance hat, sein Palmarès weiter auszubauen. In Belgien geboren, aber für die Niederlande startend, hat er in den vergangenen drei Saisons neue Höhen auf der Straße erreicht und gleichzeitig weiterhin Siege in anderen Radsportdisziplinen eingefahren. 2023 holte er in Glasgow den Straßen-Weltmeistertitel.
Im Jahr darauf fügte er einen Gravel-Weltmeistertitel hinzu, und seine langjährige Dominanz im Cyclocross brachte ihm insgesamt sieben Titel in dieser Disziplin ein – ein Rekord, den er damit einstellte. In Summe ergibt das neun Regenbogentrikots in drei verschiedenen Radsportarten, ein Beweis dafür, dass er zu den talentiertesten Fahrern aller Zeiten zählt. Seine Ambitionen sind längst nicht erschöpft: Er hat offen zugegeben, dass er das Ziel verfolgt, auch einen Mountainbike-Weltmeistertitel zu gewinnen – was ihn, zusammen mit Pauline Ferrand-Prevot, zum Weltmeister in vier unterschiedlichen Disziplinen machen würde.
Ein multidisziplinäres Talent wie Van der Poel werden wir vielleicht nie wieder sehen
Ein multidisziplinäres Talent wie Van der Poel werden wir vielleicht nie wieder sehen
Seine Bilanz bei den Monumenten ist ebenso beeindruckend. Van der Poel hat Mailand–Sanremo zweimal gewonnen – ein Kunststück, das weder Sagan noch Boonen gelang. Zudem hat er Paris–Roubaix und die Flandern-Rundfahrt jeweils dreimal für sich entschieden, was ihm insgesamt acht Monumente einbringt. Darüber hinaus stehen Siege beim E3 Saxo Classic, dem Amstel Gold Race – wo er 2019 einen unvergesslichen Triumph feierte – sowie bei Strade Bianche zu Buche. Bei den Grand Tours kann er zwei Etappensiege bei der Tour de France und einen beim Giro d’Italia vorweisen, und er hat sowohl das Gelbe als auch das Rosa Trikot in diesen Rennen getragen.
Peter Sagans Karriere verläuft im Vergleich zu der von Van der Poel in einer anderen Form. Während seine Monumenten-Bilanz bei zwei Siegen steht – je einmal Flandern-Rundfahrt und Paris–Roubaix – ragt er in der Geschichte durch seinen beispiellosen Erfolg in der Punktewertung der Tour de France heraus. Er gewann das Grüne Trikot siebenmal, eine Rekordmarke, holte 12 Etappensiege bei der Tour, dazu den Gewinn der Punktewertung beim Giro d’Italia samt zweier Etappensiege. Bei der Vuelta a España fügte er seiner Sammlung außerdem vier Etappensiege hinzu.
Sagan ist zudem dreifacher Straßen-Weltmeister und sicherte sich seine Titel von 2015 bis 2017 in Serie – eine Siegesserie, die in der Moderne ihresgleichen sucht. Seine frühen Jahre im Radsport brachten ihm zudem einen Junioren-Weltmeistertitel im Mountainbike sowie eine Cyclocross-WM-Medaille auf Juniorenebene ein, doch anders als bei Van der Poel spielten diese Disziplinen in seiner Profilaufbahn keine nennenswerte Rolle mehr.
Boonens Palmarès konzentriert sich ausschließlich auf die Straße, doch dort dominierte er seine Ära. Der Straßen-Weltmeister von 2005 gewann die Flandern-Rundfahrt dreimal und Paris–Roubaix sogar rekordverdächtige viermal – ein Beweis für seinen Status als König des Kopfsteinpflasters. In den Grand Tours stehen für ihn der Gewinn der Punktewertung der Tour de France 2007, insgesamt sechs Tour-Etappensiege sowie zwei Etappensiege bei der Vuelta a España zu Buche. Boonens sieben Monumente bringen ihn nur einen Sieg hinter Van der Poel und klar vor Sagan, wobei alle Erfolge in den beiden härtesten Kopfsteinpflaster-Klassikern des Rennkalenders errungen wurden.
Sagan war in den 2010er Jahren in der Punktewertung unschlagbar
Sagan war in den 2010er Jahren in der Punktewertung unschlagbar

Was sagen die Werte?

Vergleicht man die Werte, hat Van der Poel klar die Nase vorn, was Vielfalt und Bandbreite betrifft. Seine acht Monumente stammen aus drei verschiedenen Rennen, während sich Sagan und Boonen jeweils auf zwei konzentrierten. Seine neun Weltmeistertitel, verteilt auf mehrere Disziplinen, übertreffen Sagans drei und Boonens einen deutlich. Kritiker mögen einwenden, dass Cyclocross-Weltmeisterschaften nicht denselben Prestigegrad wie Straßen-Weltmeisterschaften besitzen, da das Teilnehmerfeld kleiner ist – doch Van der Poels jahrzehntelange Rivalität mit Wout van Aert bot eine Intensität, die im Radsport selten ist. Erst in den letzten Jahren hat er seinen belgischen Konkurrenten im Cross-Bereich konstant hinter sich gelassen.
In den Grand Tours liegt Sagan hingegen unangefochten vorne. Seine 18 Etappensiege bei Tour, Giro und Vuelta, kombiniert mit neun Punkten-Trikots, machen ihn in diesem Bereich zum Ausnahmekönner. Boonens acht Etappensiege setzen ihn vor Van der Poels drei, liegen jedoch weit hinter Sagans Gesamtausbeute.
Die direkten Vergleichszahlen erzählen nur einen Teil der Geschichte. Sagan beendete seine Karriere mit 121 Profisiegen, nur einen weniger als Boonen mit 122. Van der Poel liegt derzeit mit 55 deutlich dahinter, doch da er noch aktiv ist, bleibt abzuwarten, wo er am Ende landet. Wichtiger ist jedoch, dass ein größerer Anteil seiner Siege bei bedeutenden Rennen errungen wurde – ein klarer Hinweis auf seinen Fokus auf die größten Trophäen des Radsports.

Wer hatte es schwerer als andere?

Die Frage nach den Rivalen ist entscheidend, um diese Karrieren zu verstehen. Van der Poels Gegnerliste ist beeindruckend: Tadej Pogacar, Julian Alaphilippe, Wout van Aert und Mads Pedersen. Seine andauernden Duelle mit Pogacar haben die letzten Saisons geprägt, wobei sich der Niederländer 2025 als einziger konstant ernstzunehmender Herausforderer des Slowenen etabliert hat. In Tadej Pogacar steht Van der Poel möglicherweise dem größten Radrennfahrer aller Zeiten gegenüber – und nicht nur gegenüber, sondern er schlägt ihn auch, wie wir in Roubaix und Sanremo Anfang dieses Jahres gesehen haben.
Die Rivalität von Boonen und Cancellara ist eine der größten des Radsports
Die Rivalität von Boonen und Cancellara ist eine der größten des Radsports
Boonens wichtigste Rivalen während seiner Blütezeit waren Fabian Cancellara, Alessandro Ballan und Thor Hushovd – Spezialisten in denselben Rennarten, die jede Klassiker-Saison zu einem unglaublichen Duell machten. Boonens Rivalität mit Cancellara war die größte seiner Generation, noch bevor die Van der Poel – Van Aert Rivalität begann. Während diese Namen für enorme Konkurrenz sorgten, ist die Vielseitigkeit, die in Van der Poels Ära besonders von Pogacar gezeigt wird, wohl noch größer.
Sagans Hauptgegner waren die Sprinter seiner Generation, darunter Mark Cavendish, Elia Viviani und Fernando Gaviria. Doch ein Teil dessen, was Sagan so besonders machte, war, dass er ein so einzigartiger Fahrer war und nicht wirklich in das Profil eines stereotypischen Sprinters oder Puncheurs passte.

Fazit

Also, wer steht in diesem direkten Vergleich ganz oben?
Van der Poels Argument für Platz eins basiert auf seinen acht Monumenten aus drei verschiedenen Rennen, seinen neun Weltmeistertiteln in mehreren Disziplinen und seiner Bilanz gegen einige der komplettesten Fahrer der Geschichte. Sagans Stärke liegt in seinen Grand-Tour-Etappensiegen und seinen dreifachen Straßen-Weltmeistertiteln, Leistungen, die kein anderer moderner Fahrer erreicht hat. Boonens Position als unangefochtener König der Kopfsteinpflaster-Klassiker sichert ihm seinen Platz im Gespräch, aber der engere Fokus seines Palmarès setzt ihn knapp hinter die anderen beiden.
Die Rangliste lautet also:
1. Mathieu van der Poel
2. Peter Sagan
3. Tom Boonen
Die Größe jedes Fahrers ist unbestreitbar, aber sie zeigt sich in unterschiedlichen Formen. Am Ende des Vergleichs haben wir Mathieu van der Poel als Nummer 1 eingestuft. Zwar fällt sein Grand-Tour-Palmarès hinter dem der anderen beiden zurück, doch sein Erfolg über verschiedene Rennen und Disziplinen hinweg ist im Männerpeloton unvergleichlich.
Stimmst du dieser Rangliste zu? Lass es uns in der Umfrage und im Kommentarbereich unten wissen!
Klatscht 2Besucher 1
loading

Gerade In

Beliebte Nachrichten

Loading