ANALYSE | Die bevorstehende Scheidung zwischen Juan Ayuso und den UAE in 5 Stichpunkten

Radsport
Sonntag, 31 August 2025 um 13:30
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Die Vuelta a España 2025 sollte das Rennen sein, in dem Jonas Vingegaard von Beginn an die Schlagzeilen dominierte. Doch stattdessen war es Juan Ayuso, der das Rampenlicht auf sich zog – nicht nur wegen seiner Leistungen, sondern vor allem wegen der immer offensichtlicher werdenden Spannungen mit seinem Team UAE Team Emirates – XRG. Seine Grand Tour geriet zu einer Achterbahnfahrt zwischen Triumph und Kritik, während sich gleichzeitig ein Wechsel zu Lidl-Trek konkretisiert.

Ein Konflikt, der bei der Tour 2024 begann

Der Ursprung der schwierigen Beziehung lässt sich auf die Tour de France 2024 zurückführen. Auf der Schlüsselpasse am Galibier weigerte sich Ayuso, für Tadej Pogacar die Gruppe zusammenzuführen, in der Joao Almeida und Adam Yates fuhren. Damit stellte er seine eigenen Ambitionen über die Teamstrategie – eine Entscheidung, die für viel Unmut sorgte. Almeida, Yates und Teamchef Mauro Gianetti kritisierten ihn offen, und schnell kursierten Gerüchte, dass Ayuso die Mannschaft verlassen würde. Doch Teammanager Joxean Matxín setzte sich für ihn ein, überzeugt von seinem außergewöhnlichen Talent, und gab ihm eine weitere Saison Zeit.

Ein furioser Start ins Jahr 2025

Sportlich begann Ayuso das Jahr blendend. Er gewann nacheinander das Faun Drôme Classic, das Trofeo Laigueglia und sicherte sich bei Tirreno–Adriatico sowohl Etappen- als auch Gesamtsieg. Bei der Volta a Catalunya holte er einen weiteren Etappensieg und wurde hinter Primož Roglič Gesamtzweiter. Diese Resultate steigerten die Erwartungen ins Unermessliche und machten ihn endgültig zu einem der Anführer im Team – wenn auch nur für kurze Zeit.

Der Giro d’Italia als Wendepunkt

Beim Giro d’Italia sollte Ayuso endlich als klarer Kapitän glänzen. Mit einem Etappensieg und Platz zwei im Gesamtklassement nach der ersten Woche schien er auf Kurs. Doch mehrere Stürze schwächten ihn, und gleichzeitig rückte sein junger Teamkollege Isaac del Toro ins Rampenlicht. Der Mexikaner eroberte das Rosa Trikot und stellte die interne Hierarchie infrage. UAE schien zu zögern, auf welchen Fahrer man setzen sollte. Am Ende musste Ayuso aufgeben, während Del Toro auf der vorletzten Etappe das Podium verlor. Das Ergebnis war nicht nur sportlich enttäuschend, sondern offenbarte auch die wachsende Rivalität innerhalb der Mannschaft.

Vuelta a España – zwischen Etappensieg und neuer Kritik

Dass Ayuso überhaupt an der Vuelta teilnahm, lag nur daran, dass Tadej Pogacar nach einer langen Saison verzichtete. In die Rolle des Co-Leaders neben João Almeida gedrängt, konnte Ayuso nach einem Sturz früh keine Ambitionen im Gesamtklassement entwickeln. Einen Tag später allerdings schlug er mit einem spektakulären Etappensieg zurück, bei dem er über 170 Kilometer in der Fluchtgruppe fuhr. Doch selbst dieser Erfolg brachte keine Versöhnung: Kritiker warfen ihm vor, absichtlich Almeida im Stich gelassen zu haben, um auf eigene Rechnung zu fahren.

Lidl-Trek als Ausweg

Während die Spannungen mit UAE weiter eskalierten, meldete Lidl-Trek Interesse an Ayuso. Innerhalb weniger Tage verdichteten sich die Hinweise auf einen Wechsel, und spanische Medien berichteten, dass Ayuso selbst nach seinem Etappensieg den Abschied beschleunigen wollte. Die Alternative Movistar kam zwar ins Gespräch, doch weder finanziell noch sportlich konnte das spanische Team mit Lidl-Trek mithalten. Dort würde Ayuso auf eine starke Mannschaft um Fahrer wie Mads Pedersen, Jonathan Milan, Giulio Ciccone und Mattias Skjelmose treffen – und die Chance erhalten, als einer der Hauptanführer seine Karriere ohne die internen Machtkämpfe der VAE fortzusetzen.

Fazit

Die Geschichte von Juan Ayuso bei UAE Team Emirates – XRG ist die eines Talents, das früh auf die große Bühne drängte, aber in einem Umfeld landete, das ihm nie die ungeteilte Führungsrolle zugestand. Zwischen Konflikten mit Teamkollegen, einer aufgeladenen Rivalität mit Isaac del Toro und der übermächtigen Präsenz von Tadej Pogacar scheint ein Bruch unausweichlich. Lidl-Trek könnte für den Spanier den Neuanfang bedeuten, den er braucht – und für UAE bleibt die Frage, ob man einen der größten Talente seiner Generation zu leichtfertig ziehen lässt.
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