„25 Streckenposten sind einfach nicht aufgetaucht... ohne Polizei ist kein Rennen möglich“ – Tour of Holland-Renndirektor reagiert auf Etappen-Absage

Radsport
durch Nic Gayer
Freitag, 17 Oktober 2025 um 14:45
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Am Freitagnachmittag kam es bei der Tour of Holland 2025 zu einem beispiellosen Zwischenfall: Die dritte Etappe musste mitten im Rennen wegen gravierender Sicherheitsprobleme abgebrochen werden. Das Peloton stoppte nach mehreren alarmierenden Vorfällen – unter anderem, als Autos entgegen der Fahrtrichtung auf die Strecke gelangten. Laut WielerFlits war es bereits die zweite ernste Panne des Tages, nachdem es beim neutralisierten Start zu einer Kollision zwischen einem Fahrzeug und mehreren Fahrern gekommen war.

Polizeiausfall führt zu Sicherheitschaos

Renndirektor Thijs Rondhuis, der über den Veranstalter TIG Sports seit Jahren eng mit der Tour of Holland verbunden ist, sprach nach dem Abbruch offen über die Ursachen des Chaos. Seine emotionale Ansprache an die Teamchefs, die WielerFlits vorliegt, verdeutlicht das Ausmaß des organisatorischen Versagens.
„Was heute passiert ist, ist, dass 25 Verkehrspolizisten, die für die neutrale Zone vorgesehen waren, einfach nicht erschienen sind“, erklärte Rondhuis. „Das hat die Neutralisierung chaotisch gemacht. Ab Kilometer null war zwar alles abgesichert, aber es kam mehrfach vor, dass Verkehrsteilnehmer die Anweisungen der Streckenposten ignorierten – sie wurden angehalten, fuhren weiter, wurden erneut gestoppt und fuhren trotzdem weiter. Das ist die rote Linie. Ohne polizeiliche Unterstützung können wir keine Sicherheit gewährleisten.“

„Ohne Polizei ist ein Rennen nicht möglich“

Rondhuis bestätigte, dass die dritte Etappe offiziell abgebrochen wurde – eine Entscheidung, die ausschließlich aus Sicherheitsgründen fiel. Gleichzeitig nutzte er den Vorfall als Weckruf für den gesamten niederländischen Radsport.
„Wir haben aus zwei Gründen gestoppt“, sagte er. „Erstens – und das ist das Wichtigste – geht es um die Sicherheit der Fahrer. Zweitens müssen wir diese Situation nutzen, um sicherzustellen, dass wir in Zukunft genug Polizeipräsenz haben, um Rennen wie das Amstel Gold Race, die ZLM Tour und die Tour of Holland überhaupt noch austragen zu können.“
Dann wurde Rondhuis deutlich: „Wenn wir das nicht schaffen, wird es in den Niederlanden schlicht keine Straßenrennen mehr geben. Ohne Polizei ist ein Rennen nicht möglich.“

Hoffnung auf sichere Fortsetzung

Der erfahrene Organisator räumte ein, dass man gehofft hatte, das Rennen ohne direkte Polizeibeteiligung durchführen zu können – eine Lösung, die in den Niederlanden aus Kostengründen immer wieder diskutiert wird. Doch die Geschehnisse vom Freitag zeigten, dass dies nicht realisierbar ist. „Wir haben es versucht, das stimmt“, sagte Rondhuis. „Aber wenn die Sicherheit nicht gewährleistet werden kann, gibt es keine Alternative. Es gibt eine rote Linie. Ohne Polizei können wir kein Rennen austragen.“
Trotz des Abbruchs soll die Holland-Rundfahrt fortgesetzt werden. Am Samstag steht die vierte Etappe in Drenthe rund um den VAM-Berg auf dem Programm, am Sonntag folgt das Finale in Arnheim – beide Strecken sind laut Rondhuis vollständig abgesichert. „In Drenthe übernimmt das Motor Escort Team Assen die Sicherung, das auch das Elfstedenrace und Dwars door Drenthe betreut hat. Ich garantiere persönlich für die Sicherheit. In Arnheim fahren wir auf einem geschlossenen Rundkurs – auch dort garantiere ich für die Sicherheit.“

Emotionale Entschuldigung und starkes Signal an den Radsport

Sichtlich bewegt schloss Rondhuis seine Rede: „Ich bin den Tränen näher als dem Lachen. Aber wenn es um Sicherheit geht, darf es keine Diskussion zwischen Organisatoren und Teams geben. Wir haben es versucht – ich dachte, es wäre möglich – doch es war nicht möglich. Manchmal muss man einfach zugeben, dass etwas nicht funktioniert. Das Rennen endet hier. Wir machen morgen weiter. Und ich entschuldige mich bei allen.“
Die Reaktion der Teams war bemerkenswert: Applaus und Dankesbekundungen begleiteten seine Worte – ein seltenes Zeichen der Solidarität in einer Situation, die den niederländischen Radsport vor grundlegende Fragen zur Zukunft der Rennsicherheit stellt.
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