Zwischen Stolz und Enttäuschung: Fisher-Black holt Neuseelands erste WM-Medaille

Radsport
Sonntag, 28 September 2025 um 9:00
Magdeleine Vallieres (in der Mitte) bei der Siegerehrung in Kigali
Die Weltmeisterschaften 2025 in Kigali sind schon jetzt ein unvergessliches Kapitel für den spanischen Radsport – besonders nach den Ereignissen vom Samstag, dem 27. September. Zunächst holte Paula Ostiz Gold im Juniorinnen-Rennen, bevor Mavi García mit einer historischen Bronzemedaille im Eliterennen die Euphorie vervielfachte. Zusammen mit Paula Blasis drittem Platz im U23-Rennen am Donnerstag bedeutet das: Spanien hat in allen drei Frauenkategorien Edelmetall gewonnen.
Für die 41-jährige García ist es der Höhepunkt einer ohnehin herausragenden Saison, in der sie bereits einen Etappensieg bei der Tour de France feiern konnte. Doch selbst sie hatte nicht erwartet, in Kigali um eine Medaille mitzufahren – in einem Feld, das mit Stars wie Demi Vollering, Elisa Longo Borghini und Marlen Reusser gespickt war. Ein chaotisches, unvorhersehbares Rennen spielte ihr jedoch in die Karten, und mit kluger Rennübersicht sicherte sie sich die erst zweite Medaille für Spanien bei einer Frauen-WM überhaupt – nach Joane Somarribas Bronze im Jahr 2002.
Die große Überraschung des Tages kam jedoch von Magdeleine Vallieres. Die Kanadierin, die bisher nur einen Profisieg (Trofeo Palma Fémina 2024) verbucht hatte, krönte sich völlig unerwartet zur Weltmeisterin. Ihre Goldmedaille ging aus jener entscheidenden Gruppe hervor, die sich nach einem Angriff von Mavi García bildete – mit dabei auch Mireia Benito. Am Ende überquerte García als Dritte die Ziellinie und bescherte Spanien die erste Elite-Medaille bei einer Straßen-WM seit 23 Jahren.

Ein verdienter, aber unerwarteter Preis

Im Gespräch mit den Medien nach dem Rennen machte Mavi García deutlich, dass eine Medaille keineswegs ihr Ziel gewesen war. Im besten Fall hatte sie von einem Platz unter den Top 5 geträumt.
„Als wir vorne begannen, einen Vorsprung herauszufahren, dachte ich nur: Die Arbeit ist gut, wir sind präsent. Aber ich wusste nicht, wie es ausgehen würde. Alles, was ich wollte, war, dass diese Ausreißergruppe funktioniert – koste es, was es wolle. Mein persönliches Ziel war ein Top-10- oder vielleicht ein Top-5-Ergebnis“, erklärte García.
Dass es tatsächlich um die Medaillen ging, wurde ihr erst spät bewusst. „Die Wahrheit ist: Ich hatte keine Ahnung, dass wir um Edelmetall fahren könnten. In der letzten Runde dachte ich nur: Jetzt ist die Zeit, zu leiden. Mein Kopf wurde in diesen Momenten ein wenig schwach. Aber mein Freund, der auch mein Trainer ist, sagt mir immer wieder, dass ich in solchen Situationen leiden muss. Also konzentrierte ich mich darauf, die Fahrerinnen vor mir einzuholen – und nicht darauf, wer hinter mir kam.“
MagdeleineVallieres
Magdeleine Vallieres konnte Niamh Fisher-Black und Mavi García abhängen und sicherte sich Gold

Spaniens harte Arbeit

Die spanische Taktik ging in Kigali von Anfang bis Ende perfekt auf. Der entscheidende Moment kam jedoch rund 60 Kilometer vor dem Ziel, als Mireia Benito mit einem Angriff die Grundlage für die entscheidende Ausreißergruppe legte.
„Jeder war heute wichtig“, betonte García. „Dass Mireia vorne war, hat fast zufällig dafür gesorgt, dass unsere Strategie perfekt funktionierte. Sie machte die Gruppe stärker – und dadurch bekam ich die Möglichkeit, meinen Angriff zu setzen.“
Für García war die Weltmeisterschaft nicht nur sportlich ein Höhepunkt, sondern auch menschlich eine wertvolle Erfahrung. „Ich habe diesen World Cup geliebt. Ich wusste, dass es eine besondere Erfahrung sein würde, weil er so anders war. Am Ende reist man weit weg von zu Hause, erlebt aber eine neue Kultur. Wir haben es genossen, hier zu sein, die Leute kennenzulernen und ihre Freundlichkeit zu spüren. Das hat mir sehr gefallen.“

Fisher-Blacks historische Silbermedaille

Niamh Fisher-Black schrieb mit ihrem zweiten Platz Geschichte: Es war die erste Medaille für Neuseeland bei einer Straßenrad-Weltmeisterschaft. Nach dem Rennen wirkte sie dennoch hin- und hergerissen. Auf die Frage, ob sie zufrieden oder enttäuscht sei, antwortete sie: „Ich bin mir nicht wirklich sicher. Natürlich bin ich zufrieden – und ich denke, die stärkste Fahrerin hat heute gewonnen. Auf den Kopfsteinpflaster-Passagen konnte ich einfach nicht mithalten. Ich habe getan, was ich konnte.“
Für Fisher-Black war es einer der härtesten Tage ihrer Karriere. „Auf jeden Fall. Es war ein unglaublich schwieriges Rennen, vor allem mental, mit all den vielen Runden. Es war irgendwie seltsam – und ich fand es sehr hart, die Konzentration zu halten.“
Trotz der Erschöpfung nahm sie sich Zeit, die historische Bedeutung für ihr Land hervorzuheben. „Manchmal fühlt es sich an, als wäre Neuseeland sehr weit weg von all dem hier. Aber in Momenten wie diesen spüre ich die Unterstützung von zu Hause – und das bedeutet mir alles.“
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