"Zuerst dachte ich: Das ist eine Fรคlschung!" - Der vierfache Zeitfahrweltmeister Tony Martin reagiert auf die umstrittenen neuen Visma-Helme

Radsport
Samstag, 09 Mรคrz 2024 um 11:00
jonasvingegaard
Nur wenige haben mehr Erfolg im Kampf gegen die Uhr gehabt als der vierfache Zeitfahrweltmeister Tony Martin. Selbst er war fassungslos, als er Anfang dieser Woche die Bilder des neuen Zeitfahrhelms des Teams Visma - Lease a Bike sah.
"Ich habe das Zeitfahren nicht live gesehen und ein Freund hat mir ein Bild geschickt und ich dachte zuerst: Das ist ein Fake!", sagt der 38jรคhrige Deutsche im Gesprรคch mit Eurosport. "Natรผrlich lรคchelt man im ersten Moment, aber schlieรŸlich geht es bei einem Zeitfahren darum, so schnell wie mรถglich von A nach B zu kommen - und wenn der Helm ein paar Watt spart, macht das Sinn. Ich hรคtte ihn auch aufgesetzt!"
Obwohl die Zeitfahrleistungen der Fahrer des Teams Visma - Lease a Bike bei Tirreno-Adriatico und Paris-Nice nicht gerade auรŸergewรถhnlich waren, glaubt Martin, dass diese Helme bald im gesamten Peloton zu sehen sein werden. "Es ist etwas, an das wir uns als Zuschauer gewรถhnen mรผssen. Es gab lange Zeit einige nicht so schรถne Zeitfahrhelme im Peloton und man muss sich einfach an sie gewรถhnen", erklรคrt er. "Dieser neue Helm ist einer von ihnen, und jetzt, wo wir ihn ein paar Mal bei Zeitfahren gesehen haben, nehmen wir ihn anders und normaler wahr."
Zumindest, wenn die UCI nach Abschluss ihrer bevorstehenden Untersuchung kein schnelles Verbot ausspricht. "Ich finde es schade, dass jetzt wieder eine Debatte darรผber entbrannt ist, ob man Helme nicht ganz verbieten sollte. Das kann ich nicht verstehen. Das Team hat wahrscheinlich mehrere Monate, wenn nicht sogar ein oder zwei Jahre in die Entwicklung gesteckt. Das jetzt mit einem Satz im Reglement zu unterbinden, wรคre einfach schade", sagt Martin. "Der Sport lebt auch von solchen Materialentwicklungen, von Hightech, von dem Bemรผhen, es immer schneller zu machen: Wenn man jede Innovation, die vielleicht ein bisschen speziell aussieht und die nicht jeder so schnell nachmachen kann, unterbindet, wird die ganze Entwicklungsarbeit einfach massiv behindert."
"Alle Helme unterliegen genauen Vorschriften, insbesondere was die Sturzsicherheit betrifft. Ich gehe fest davon aus, dass auch dieser Helm entsprechend geprรผft und zertifiziert wurde. Ich weiรŸ also nicht, was diese Diskussion soll", so der Deutsche abschlieรŸend. "Wenn es Beweise fรผr eine solche Annahme gibt, dann mรผssen sie vorgelegt werden, aber ich habe darauf gesetzt, dass diese Neuentwicklung auch sturzsicher ist. Generell kรถnnen Zeitfahrhelme immer brechen und splittern, aber die groรŸen Sicherheitsrisiken im Radsport liegen woanders."
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