Jan Bakelants, einst Trainingspartner von
Wout van Aert, äußert sich regelmäßig über das Team Visma | Lease a Bike. Nach dem beeindruckenden Giro d’Italia, bei dem Van Aert eine Schlüsselrolle spielte, sieht Bakelants auch bei der bevorstehenden
Tour de France großes Potenzial für seinen Landsmann.
„Wout mag mir vielleicht widersprechen, aber der Wout des Sommers ist in einer anderen Liga als der Wout am Saisonbeginn“, erklärt Bakelants im Gespräch mit Wieler Revue. „Man muss nur schauen, was er bereits bei der Tour gezeigt hat. Sein bestes Frühjahrsmonument fuhr er sogar im Herbst – ich denke da an die Flandern-Rundfahrt während des Corona-Jahres, als Mathieu van der Poel ihn am Ende doch noch schlug.“
Bakelants glaubt, dass Van Aert pünktlich zur Tour noch einmal zulegen wird. Dabei verweist er auf ein wissenschaftliches Konzept: den zirkadianen Rhythmus. „Im Studium habe ich gelernt, dass dieser Tag-Nacht-Rhythmus auch saisonale Schwankungen umfasst. Für große Radsportteams ist das bislang weitgehend unerforschtes Terrain, aber es könnte einige Leistungsschwankungen erklären“, so Bakelants. „Wout mag das für Unsinn halten, doch wenn ich Teamchef wäre, würde ich auf jeden Fall eine Universität mit einer Untersuchung dazu beauftragen.“
Vor allem in der ersten Woche der Tour sieht Bakelants große Chancen für Van Aert. Mehrere hügelige Etappen stehen auf dem Programm. „Die Tour ist irgendwie Wouts Rennen. Hier haben wir stets seine beste Version gesehen. Für mich sind ein Etappensieg und das Gelbe Trikot wie 2022 absolut möglich. Aber letztlich hängt vieles von der Taktik des Teams ab. Für Vingegaard sind die Etappen im Norden Frankreichs spannend, aber die zweite und vierte Etappe könnten für Wout fast schon Selbstläufer werden.“
Trotz der großen Erfolge Van Aerts in den vergangenen Jahren bleibt Bakelants realistisch. „Die Tour wird für Wout dann ein Erfolg sein, wenn er mindestens eine Etappe gewinnt. Bleibt dieser Erfolg aus, wäre das in meinen Augen ein kleiner Misserfolg.“