Bisher wurde die
Tour de France 2025 von zahlreichen schweren Stürzen geprägt. Deshalb rückt das Thema Fahrersicherheit und der Schutz des Pelotons durch die UCI wieder in den Fokus – doch viele meinen, der Radsportverband tut derzeit nicht genug.
Stars wie Filippo Ganna und Jasper Philipsen mussten bereits wegen Stürzen in der ersten Woche aufgeben, und kaum ein Tag vergeht, an dem nicht mehrere Fahrer mit Schürfwunden ins Ziel kommen. Beim Science and Cycling Conference zum Grand Départ in Lille kritisierte Dan Bigham von Red Bull - BORA - hansgrohe die UCI und forderte mehr Schutz für die Fahrer.
„Wenn
Wout van Aert,
Tadej Pogacar oder
Mathieu van der Poel eine lebensverändernde Verletzung erleiden oder Schlimmeres, werden wir Blut an unseren Händen haben“, warnte der 33-jährige Ex-Stundenweltrekordler die Verantwortlichen. „Wir haben die Macht, etwas zu verändern.“
Die UCI versucht aktuell, die Gefahr für das moderne Peloton durch eine Begrenzung der Gangverhältnisse an den Rennrädern einzudämmen. Laut Dan Bigham verfehlt diese Maßnahme jedoch klar das Ziel.
„Die Einschränkung der Gangverhältnisse lenkt nur davon ab, wirkliche Veränderungen für die Fahrersicherheit zu schaffen“, argumentiert der Brite. „Aus meiner Analyse müsste man unrealistische Trittfrequenzgrenzen ansetzen, damit so eine Reduzierung überhaupt Wirkung zeigt. Das betrifft gerade mal 0,01 Prozent eines Rennens und würde die Geschwindigkeit wohl maximal um 0,5 km/h senken. Dafür das komplette Schaltungsdesign zu ändern? Das erscheint mir nicht sinnvoll.“
„Ob Gesamtklassement-Fahrer oder Sprinter: Wenn du jemanden auf 75 km/h begrenzen willst und der bei 200 U/min tritt, brauchst du einen Gang mit einem Übersetzungsverhältnis von drei oder weniger“, erklärt Bigham. „Sollen die Fahrer also nur noch mit einem 30-Zähne-Kettenblatt fahren? Selbst bei 130 U/min und einem Verhältnis von fünf bist du bei 80 km/h. Aber wir wissen, dass Fahrer das für kurze Zeit deutlich höher schaffen.“
Außerdem sieht Bigham die hohen Geschwindigkeiten selbst nicht als Hauptproblem an: „Was sehen wir? Dass Fahrer kaum Zeit mit hohen Geschwindigkeiten verbringen! Die hohen Geschwindigkeiten entstehen bei Abfahrten, wo die Gravitation stark hilft. Bei einer 15-Prozent-Abfahrt und 80 kg Körpergewicht sind das allein etwa 4.000 Watt Schwerkraftleistung.“
„Wir müssen Daten nutzen, um die Situation zu verbessern“, schließt Bigham. „Der Radsport steht kurz vor seinem Ayrton-Senna-Moment. Ayrton starb, und das veränderte alles, weil er ein Superstar war. Die FIA hat daraufhin Wissenschaft und Daten genutzt… Die Formel 1 kann dem Straßenradsport viel beibringen – nicht nur schneller zu werden, sondern auch mehr für die Sicherheit zu tun. Zum Beispiel die Helmsicherheit: Straßenhelme werden bei Aufprallgeschwindigkeiten von 20 km/h getestet. Das ist nicht relevant und nicht gut genug.“