„Wenn mental alles stimmt, ist er Weltklasse“ – Lotto über die Rückkehr von Arnaud De Lie in die Erfolgsspur

Radsport
durch Nic Gayer
Dienstag, 02 September 2025 um 10:30
de-lie
Die Saison 2025 von Arnaud De Lie hat in ihrer Schlussphase eine entscheidende Wendung genommen. Nachdem der junge Belgier im Frühjahr nur selten überzeugte und zwischenzeitlich an Selbstvertrauen einzubüßen schien, hat er in den vergangenen Wochen eindrucksvoll zurückgeschlagen. Mit Siegen bei der Renewi Tour sowie beim Bretagne Classic meldete er sich nicht nur in der Weltspitze zurück, sondern schenkte auch seinem Team Lotto dringend benötigte Erfolge. Innerhalb weniger Tage verdoppelte sich die Zahl der Saisonsiege – ein Befreiungsschlag für Fahrer und Mannschaft gleichermaßen.

„Ein Vollblutfahrer“

Sportdirektor Kurt Van de Wouwer sieht die Gründe für den Aufschwung vor allem in der mentalen Verfassung und der richtigen Betreuung. „Seit seinen ersten Rennen in der U23 wussten wir, dass Arnaud ein Vollblutfahrer ist. Wenn körperlich und geistig alles passt, ist er absolute Weltklasse“, erklärte er. „Natürlich gab es schwierige Momente, aber jetzt bestätigt er nur das, was wir immer in ihm gesehen haben.“
Tatsächlich lastete zu Saisonbeginn enormer Druck auf dem 23-Jährigen. De Lie selbst sprach zuletzt davon, dass „eine Last von den Schultern gefallen“ sei. Van de Wouwer bestätigt: „Er wusste, dass er das Team tragen musste. Wenn die Resultate dann nicht kommen, wird diese Bürde schwer. Es ist wichtig, dass er mental stabil bleibt. Im Frühjahr war das nicht gegeben, aber wir haben ihn Stück für Stück wieder aufgebaut.“

Sensible Betreuung statt Schema F

Besonders Trainer Kobe Goossens habe dabei eine Schlüsselrolle gespielt. „Kobe geht sehr behutsam auf Arnauds Bedürfnisse ein. Man darf nicht vergessen: Man arbeitet mit Menschen, nicht nur mit Daten“, so Van de Wouwer. „Es gibt viele Ansätze, die bei anderen funktionieren, aber bei Arnaud muss man seinen eigenen Weg finden. Das haben wir in den vergangenen Monaten sehr gut hinbekommen.“

Tour de France als Wendepunkt

Die ersten Anzeichen einer Trendwende zeigten sich schon bei der Tour de France. Zwar startete De Lie nicht in Topform, doch er steigerte sich während des Rennens kontinuierlich. „Das spiegelt seine Klasse wider“, sagt Van de Wouwer. „Es gibt nur wenige Fahrer, die die Tour ohne optimale Vorbereitung beginnen und sich dann im Rennen entwickeln können. Diese Erfahrung war der Grundstein für seinen starken Herbst. In Hamburg kam weiteres Selbstvertrauen hinzu – seitdem ist er wirklich in einem beeindruckenden Lauf.“

Lichtblicke trotz schwieriger Saison

Für Lotto bleibt 2025 dennoch ein herausforderndes Jahr. Das Team liegt bei Siegen und UCI-Punkten hinter den Erfolgen der beiden vorangegangenen Saisons zurück. „Es war nicht nur Arnaud, auch das Team insgesamt konnte weniger gewinnen“, gibt Van de Wouwer zu. „Aber die Saison ist noch nicht vorbei. Wir wollen alles mitnehmen, was noch möglich ist.“

Blick nach vorn – sportlich und strukturell

Angesichts der Spekulationen über eine mögliche Fusion mit Intermarche - Wanty mahnt Van de Wouwer zur Gelassenheit: „Unsere Fahrer sollten sich nicht verrückt machen. Wir konzentrieren uns auf die Arbeit, die Fusion wird kommen – aber noch sind nicht alle Details geklärt. Wichtig ist, die Saison professionell zu Ende zu bringen.“

Mit Rückenwind in den Winter

Für De Lie persönlich ist klar: Er geht deutlich erleichterter in die Winterpause. Nach einem durchwachsenen Frühjahr kann er nun bereits vier Siege vorweisen: Etoile de Bessèges, die fünfte Etappe und das Gesamtklassement der Renewi Tour sowie den prestigeträchtigen Bretagne Classic. Mit dieser Basis hofft er, die Form über den Winter zu konservieren und 2026 mit voller Stärke bei den großen Klassikern und Rundfahrten anzugreifen.
Klatscht 0Besucher 0
loading

Gerade In

Beliebte Nachrichten

Loading