"Was ist mit den Psychospielchen?" - TNT-Experte analysiert die Auswirkungen der Dauphiné auf die Tour de France

Radsport
Mittwoch, 18 Juni 2025 um 15:30
pogacar vingegaard
Die Favoriten der Tour de France 2025 lieferten sich beim Critérium du Dauphiné ein aufschlussreiches Kräftemessen wenige Wochen vor dem großen Saisonhöhepunkt. Remco Evenepoel trug zwischenzeitlich das Maillot Jaune, Jonas Vingegaard sammelte nach seiner langen Verletzungspause wichtige Rennkilometer – doch am Ende war es erneut Tadej Pogacar, der mit einem dominanten Gesamtsieg die Schlagzeilen bestimmte.
Der langjährige Radsportkommentator Rob Hatch, der das Rennen für TNT Sports begleitete, ordnet die Form der Topstars auf dem Weg zur Tour de France ein. „Wo stehen alle? Da der Haupttermin erst in knapp drei Wochen beginnt und die entscheidende Phase noch über einen Monat entfernt liegt, bleibt jede Einschätzung natürlich spekulativ“, erklärt Hatch in seinem Beitrag auf The Gruppetto.
Im Mittelpunkt seiner Analyse steht wenig überraschend Pogacar. „Der letzte Sieg bei einem Etappenrennen, den Tadej Pogacar verpasst hat, liegt mittlerweile fast zwei Jahre zurück“, so Hatch. „Selbst wenn er die Gesamtwertung einmal nicht gewinnt, holt er sich Etappensiege. Mit derzeit 99 Siegen dürfte der 100. Triumph während der Tour reine Formsache sein.“
Trotz der souveränen Vorstellung beim Dauphiné erkennt Hatch kleine Ansatzpunkte für die Konkurrenz. „Es gab möglicherweise eine kleine Schwäche im Zeitfahren, vielleicht auch nur einen schlechten Tag. Aber abgesehen davon war es wieder eine Demonstration seiner Klasse.“ Dennoch mahnt der erfahrene Kommentator zur Vorsicht: „Die Geschichte zeigt, dass man die Tour erst Ende Juli gewinnt, nicht im Juni. Und auch Pogacar ist trotz seiner außergewöhnlichen Bilanz nicht unfehlbar. Aber aktuell sieht es so aus, als könne er einer der Größten aller Zeiten werden.“
Nach dem Dauphiné geht Pogacar nun zurück ins Höhentrainingslager zur Isola 2000, um gezielt an seiner Zeitfahrform zu arbeiten. Ein Detail, das Hatch ebenfalls im Blick hat: „Er kehrt in die Höhe zurück, macht noch ein wenig Feintuning im Zeitfahren und wird dann in Topform zurückkehren.“
Ein interessantes Nebengeräusch lieferte das Finale der Dauphiné-Schlussetappe. Als Pogacar auf den letzten Metern im Zweiersprint um Platz zwei mit Jonas Vingegaard keinerlei Anstalten machte, um den Dänen zu attackieren, stellte Hatch eine mögliche psychologische Komponente in den Raum. „Wir haben eine andere Seite von Pog gesehen, nicht wahr?“, fragt er rhetorisch. „Einige Ex-Profis haben bereits angedeutet, dass das Ausbleiben des Sprints am Schlusstag, das Zögern am Vortag und gewisse Kommentare danach, möglicherweise ein kleiner taktischer Fehler gewesen sein könnten“, so Hatch abschließend.
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