„Wahrscheinlich ist die Vuelta für Jonas besiegelt" - Martin und Bruyneel diskutieren über das Zeitfahren

Radsport
Donnerstag, 11 September 2025 um 12:00
almeida
Die 17. Etappe der Vuelta a España 2025 wird in Erinnerung bleiben – nicht nur wegen Giulio Pellizzaris erstem Profisieg, sondern auch, weil sie den Blick auf die großen Namen des Rennens neu justiert hat. Im The Move-Podcast analysierten Johan Bruyneel und Spencer Martin, wie Red Bull – BORA – hansgrohe die Etappe taktisch perfekt nutzte, während Jonas Vingegaard defensiv agierte und João Almeida einmal mehr von seinen UAE-Teamkollegen isoliert war.

Pellizzaris Sternstunde

Mit einer kraftvollen Attacke am Alto de El Morredero überrumpelte Giulio Pellizzari das Feld der Favoriten. Der erst 21-jährige Italiener fuhr furchtlos, nutzte die Passivität der großen Teams und krönte sich mit seinem ersten Profisieg – ein Erfolg, der seine Rolle als einer der aufstrebendsten Kletterer bestätigt.
„Erster Profisieg, schon die zweite Grand Tour, und er gewinnt aus der Gruppe der Favoriten – sehr beeindruckend“, fasste Martin zusammen. Mit Pellizzaris Triumph und Hindley auf Rang vier hat Red Bull nun zwei Fahrer in den Top 5 der Gesamtwertung, während im Hintergrund bereits mit Remco Evenepoel der nächste Star fürs Jahr 2026 angekündigt ist.

Vingegaard – dominant, aber nicht in Bestform

Das Team Visma | Lease a Bike bestimmte lange das Tempo, offenbar mit dem Ziel, die Etappe für Vingegaard vorzubereiten. Doch als es ernst wurde, blieb der Däne passiv. „Jonas hat nicht ein einziges Mal versucht, die Etappe zu gewinnen oder Almeida abzusetzen“, kritisierte Bruyneel.
Obwohl Vingegaard weiterhin souverän das rote Trikot trägt, zweifeln Beobachter daran, ob er seine absolute Bestform erreicht hat. „Das ist nicht der 100%ige Jonas Vingegaard“, urteilte Bruyneel.

Almeida kämpft allein

Für João Almeida war die Etappe ein Déjà-vu: UAE Emirates verlor nach und nach alle Helfer, und der Portugiese war im entscheidenden Moment erneut isoliert. Selbst Juan Ayuso verschwand vom Radar, als Almeida Unterstützung gebraucht hätte.
„Es kann nicht sein, dass Visma vier Fahrer hat und Almeida dann allein ist“, so Bruyneel. Almeida begrenzte den Schaden zwar auf zwei Sekunden, doch das wiederkehrende Muster lässt Zweifel an der Teamstrategie aufkommen.

Extreme Bedingungen

Der Anstieg selbst wurde durch heftigen Gegenwind und die karge Kulisse jüngster Waldbrände zu einer zusätzlichen Prüfung. „Der Wind war unglaublich stark“, so Bruyneel. Organisatoren überlegten sogar, die Ziellinie nach unten zu verlegen – ein Hinweis darauf, wie extrem die Bedingungen waren.

Zeitfahr-Drama: Von 27 auf 12 km verkürzt

Während Pellizzaris Sieg die Schlagzeilen beherrschte, kam eine Nachricht mit noch größerer Tragweite: Aus Sicherheitsgründen wurde das 27 km lange Einzelzeitfahren auf nur 12 km verkürzt.
„Das ändert alles“, reagierte Martin live im Podcast. Für Almeida bedeutet es, dass seine Chancen, im Kampf um Rot Zeit gutzumachen, drastisch gesunken sind. „Ich fürchte, damit ist die Vuelta für Jonas wohl besiegelt“, sagte Martin. Bruyneel warnte jedoch, dass man die letzte Etappe in Madrid nicht unterschätzen dürfe.

Sicherheit im Fokus

Angesichts der anhaltenden Proteste kündigten die Behörden die größten Sicherheitsmaßnahmen seit dem NATO-Gipfel 2022 an: 1.500 zusätzliche Polizisten sollen die letzten Etappen schützen. Dennoch bleibt die Gefahr einer Unterbrechung bestehen. „Der Radsport ist verletzlich, weil er so zugänglich ist“, so Bruyneel.
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