VORSCHAU | Tour de France 2025 Etappe 19 - Lipowitz kampf um das Podium - Vingegaards letze Chance bei der letzten Bergetappe

Die Tour de France 2025 wird das größte und wichtigste Rennen der Saison sein und vom 5. bis zum 27. Juli stattfinden. Es ist der Höhepunkt der Radsport-Saison und liefert Jahr für Jahr unvergessliche Momente. Wir werfen einen Blick auf die Vorschau zur 19. Etappe.

Der letzte Tag in den Hochalpen mit Zielankunft in La Plagne umfasst fünf kategorisierte Anstiege – doch alles wird sich am letzten Berg entscheiden. Die Tour hat die Etappe auf nur 130 Kilometer verkürzt, doch sie ist äußerst intensiv: Vom Start bis ins Ziel wird fast durchgehend geklettert.

11,3 Kilometer mit 5,2 % Steigung, gefolgt vom Col des Saisies mit 13,8 Kilometern bei durchschnittlich 6,4 % – das ist ein durchaus anspruchsvoller Auftakt in den Tag. Diese Kombination gleich zu Beginn könnte früh für spannende Rennszenarien sorgen und bereits entscheidende Entwicklungen im Kampf um Etappensieg oder Gesamtwertung auslösen.

Der Col du Pré ist der steilste Anstieg des Tages – die letzten 7,6 Kilometer weisen eine durchschnittliche Steigung von über 9 % auf. Der Gipfel wird 64 Kilometer vor dem Ziel erreicht, doch damit ist die Kletterei noch nicht vorbei: Kurz darauf folgt ein Abschnitt des Cormet de Roselend (noch 51 km bis zum Ziel), bevor eine sehr schnelle Abfahrt das Feld direkt in den finalen Anstieg führt.

19 Kilometer mit über 7 % Steigung – das wird eine weitere brutale Prüfung für die Gesamtklassements-Fahrer, bevor es aus den Alpen hinausgeht. Der Anstieg ist so gleichmäßig wie nur möglich, doch bei solchen Steigungswerten kann bereits ein kleines Tempo einen großen Unterschied machen. Am Ende einer so harten Woche und einer ohnehin kräftezehrenden Rundfahrt wird dieser fast einstündige Anstieg zur würdigen letzten Herausforderung für die reinen Bergfahrer.

Ein grauer und möglicherweise nasser Tag auf dem Rad – allerdings nichts Extremes oder voraussichtlich Entscheidendes. Der Wind wird voraussichtlich aus nördlicher Richtung wehen, vermutlich nicht allzu stark. Sollte er dennoch Einfluss nehmen, wäre es insgesamt ein Seiten- bis Rückenwind auf den entscheidenden Anstiegen des Tages.

Tadej Pogacar – Der Gesamtsieg ist ihm praktisch sicher, es sei denn, es passiert ein völliges Desaster oder er bricht auf der letzten Bergetappe komplett ein. Doch das ist höchst unwahrscheinlich. Der Slowene muss lediglich konstant bleiben, denn solange er seine gewohnte Leistungsfähigkeit abruft, kann ihm keiner gefährlich werden. Geht er auf den Etappensieg? Möglich – aber notwendig ist es für ihn oder UAE nicht. Falls sich jedoch am Ende des Tages eine Gelegenheit bietet und das Gelbe Trikot nicht mehr gefährdet ist, wird das Team vermutlich noch einmal das Tempo anziehen.

Jonas Vingegaard – Der Däne hat auf der 18. Etappe alles versucht und seine Karten offengelegt. Kann er die Tour noch gewinnen? Theoretisch ja, aber es liegt nicht mehr in seiner Hand. Wahrscheinlich wird er versuchen, am Col du Pré oder sogar schon früher anzugreifen – Visma hat nichts mehr zu verlieren. Falls Pogačar jedoch seinen ersten Angriff kontern kann, wird das Team wohl eher den Etappensieg ins Visier nehmen. Sepp Kuss hat gute Chancen, diesen aus einer Ausreißergruppe heraus zu holen. Auch Simon Yates und Matteo Jorgenson könnten früh attackieren und im weiteren Rennverlauf eine flexible Rolle einnehmen – je nachdem, wie sich das Rennen im Hauptfeld entwickelt.

Wir könnten heute eine gewisse Wiederholung des gestrigen Musters erleben. BORA – hansgrohe hatte mit Primož Roglič und Florian Lipowitz fast zwei Minuten Vorsprung auf Oscar Onley, doch sie haben diesen Vorteil auf der Col de la Loze leichtfertig verspielt. Nun trennt Onley nur noch 22 Sekunden vom Podium und dem Weißen Trikot, und er hat zudem auf Roglič Zeit gutgemacht. Falls BORA das erneut vermasselt, könnten ihnen sehr unangenehme Tage bevorstehen – zumal der Brite sich in aufsteigender Form präsentiert.

Lipowitz muss heute vollständig in die Defensive gehen und sich ausschließlich auf Onley konzentrieren – alles andere wäre taktisch fahrlässig. Sinnvoll wäre es, Roglič erneut in die Fluchtgruppe zu schicken: Er könnte die Etappe gewinnen, und ein Rückfall von Platz 5 auf 6 oder 7 wäre unerheblich. Falls Lipowitz einbrechen sollte, könnte Roglič Onley sogar wieder überholen.

In der Theorie ein klarer Plan, der mit dem bergigen Start gut umsetzbar wäre. Felix Gall wird sehr wahrscheinlich ebenfalls angreifen, denn die Top10 sind für ihn noch greifbar, und es ist kaum wahrscheinlich, dass jemand aus dem Feld ihn einholen möchte – ein weiterer Etappensieg aus der Ausreißergruppe scheint möglich. Abgesehen davon dürfte sich die restliche Top10 nicht grundlegend verändern; selbst kleinere Verschiebungen wären für die meisten akzeptabel.

Auf dem Papier sind Ben O’Connor, Felix Gall und Primož Roglič die besten Kandidaten für den Etappensieg aus einer Fluchtgruppe – vorausgesetzt, sie versuchen es überhaupt. Die Fahrer, die bislang noch keinen Sieg feiern konnten, haben heute wahrscheinlich die größte Motivation, etwas zu riskieren. Zu den aussichtsreichen Namen zählen: Michael Storer, Sergio Higuita, Thymen Arensman, Santiago Buitrago, Frank van den Broek,Bruno Armirail,  Ilan van Wilder

Für einige von ihnen ist dies womöglich die letzte Gelegenheit in dieser Tour – also ist mit einem aggressiven Rennverlauf früh im Tag zu rechnen.

*** Tadej Pogacar, Felix Gall, Sepp Kuss
** Jonas Vingegaard, Primoz Roglic, Michael Storer
* Oscar Onley, Florian Lipowitz, Tobias Johannessen, Sergio Higuita, Santiago Buitrago, Frank van den Broek, Ilan van Wilder, Bruno Armirail, Matteo Jorgenson

Auswahl: Sepp Kuss

Wie: Ich denke, Visma wird versuchen, ihn in der Ausreißergruppe zu haben, und da Vingegaard Pogacar nicht fallen lässt, wird der Amerikaner dies ausnutzen und die Etappe gewinnen;