Die
Tour de France 2025 hat sportlich neue Maßstäbe gesetzt – fast jeder Anstieg brachte einen neuen Kletterrekord, aufgestellt von
Tadej Pogacar oder
Jonas Vingegaard. Doch je mehr Bestmarken fielen, desto lauter wurden auch die Zweifel. Wie können heutige Fahrer die Zeiten früherer Generationen unterbieten – darunter viele, deren Leistungen später als klar gedopt entlarvt wurden?
Für
Jonathan Vaughters, Teamchef von
EF Education-EasyPost, liegt die Antwort nicht in neuen Dopingmethoden, sondern im Einfluss einer ganz anderen Kraft: den TV-Motorrädern. In einem vielbeachteten Beitrag auf der Plattform X warnt der 51-Jährige vor einer systemischen Verzerrung des sportlichen Wettbewerbs – ausgelöst durch falsche Positionierungen und zu großen Windschatteneffekt.
„Windschattenfahren, Dranhängen – das ist der eigentliche Skandal“
Schon während der Tour sorgte das Thema für hitzige Debatten. Nach dem Etappensieg von Tim Wellens auf der 15. Etappe äußerte sich US-Profi Quinn Simmons gegenüber ITV Sport ungewöhnlich offen: „Der stärkste Mann zur besten Zeit – mit dem besten Motorrad.“
Nun erhält Simmons prominente Rückendeckung. „Ich habe den ganzen Hass auf Quinn Simmons gelesen“, schrieb Vaughters auf X. „Ich habe nicht gesehen, was genau bei Wellens los war – und er ist definitiv ein Tier – aber ich sage Folgendes: Das größte Problem bei der Wettbewerbsverzerrung im Radsport sind die Motorräder.“
Vaughters geht noch weiter: „Windschattenfahren, Dranhängen etc. – die Motorradfahrer haben, wie alle Menschen, ihre Vorlieben und Abneigungen.“ Es sei ein offenes Geheimnis im Fahrerfeld, dass die Positionierung der Motorräder auf entscheidende Rennphasen Einfluss nehmen könne – bewusst oder unbewusst.
In einer Sportart, in der Sekunden über Siege entscheiden, stellt sich nun die zentrale Frage: Wie sauber sind diese Rekordfahrten wirklich – und kann ein Rennen unter diesen Bedingungen überhaupt noch als fair gelten? Vaughters' Mahnung ist deutlich: Der Profiradsport müsse seinen Blick neu justieren – weg von den Laboren, hin zur Rennstrecke.