"Visma hat vergessen, was sie selbst predigen" – Pedro Delgado kritisiert Doppelmoral nach Massensturz

Radsport
durch Nic Gayer
Sonntag, 25 Mai 2025 um 12:45
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Pedro Delgado, Tour-de-France-Sieger von 1988 und langjähriger TV-Kommentator bei RTVE, hat am Rande eines Besuchs der Sendung La Montonera deutliche Kritik am Verhalten von Team Visma - Lease a Bike nach dem Massensturz auf der 14. Etappe des Giro d’Italia 2025 geäußert. Gemeinsam mit Eduardo Chozas blickte der Spanier zunächst mit Anekdoten auf die 1980er-Jahre zurück, ehe er das aktuelle Geschehen in den Fokus nahm.
„Diejenigen von uns, die selbst Rennen gefahren sind, wissen: Man weiß nie, was passiert, bis man die Ziellinie überquert“, so Delgado zur chaotischen Etappe. „Es war eine ruhige, entspannte Etappe – bis der Regen kam und alles in einen Sturz verwandelte.“
Delgado betont, dass Visma sportlich korrekt gehandelt habe, als es nach dem Sturz weiter das Rennen bestimmte. Was ihn jedoch störe, sei die fehlende Konsequenz in der Kommunikation des Teams.
„Was mich am meisten überrascht hat, war Visma – ein Team, das andere regelmäßig kritisiert“, sagte Delgado. „Sie haben nichts falsch gemacht, aber es passt nicht zusammen: Sie verteilen moralische Lektionen, wenn andere profitieren, und vergessen diese Prinzipien, wenn sie selbst vorne sind.“

„Gentleman sein – aber bitte immer“

Der frühere Profi erinnerte daran, wie oft Visma in der Vergangenheit rivalisierende Teams wie Movistar öffentlich kritisiert habe – insbesondere, wenn diese nach Stürzen das Rennen fortsetzten. Umso irritierter zeigte sich Delgado über das Verhalten am Samstag.
„Ich habe gesehen, wie sie Movistar viele Male kritisiert haben – mit dem Argument, man müsse Gentleman sein. Aber gestern haben sie das vergessen und aus der Situation Kapital geschlagen“, so Delgado. „Wir haben das oft erlebt, Eduardo und ich: Man stürzt – und der Rivale nutzt das aus. So ist der Radsport. Aber dann soll man bitte nicht den Moralapostel spielen, wenn man selbst mal nicht betroffen ist.“
Delgados Fazit ist klar: Der Radsport bleibt ein harter, oft unfairer Sport – wer daraus Vorteile zieht, darf das tun. Wer sich aber gerne auf das moralische Podium stellt, sollte laut Delgado auch dann zu seinen Werten stehen, wenn es unbequem wird.
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