João Almeida musste die Tour de France vorzeitig aufgeben, doch die bisherige Saison bleibt die erfolgreichste seiner Karriere. Bevor er die Saison beendet, bietet die
Europameisterschaft neue Chancen, ein starkes Resultat zu erzielen. Im Interview mit
A BOLA spricht der Portugiese offen über das bevorstehende Zeitfahren, seine Eindrücke nach der Vuelta a España und seine Ziele für die kommende Woche.
„Ich erwarte keine guten Gefühle, aber ich hoffe, dass ich mich irre“, sagt Almeida über das Zeitfahren am Mittwoch. „Die Konkurrenz ist riesig, die besten europäischen Zeitfahrspezialisten sind am Start. Nachdem ich die Strecke heute gesehen habe, glaube ich nicht, dass sie mir entgegenkommt. Sie ist sehr hügelig, dazu wird viel Wind erwartet, was mir als leichter Fahrer nicht zugutekommt. Ich werde versuchen, Portugal so gut wie möglich zu vertreten und mein Bestes zu geben.“
Zeitfahren als Chance und Vorbereitung
Das 24 Kilometer lange Zeitfahren verläuft größtenteils flach, weist aber einen rund zwei Kilometer langen Anstieg zum Ziel auf, wo Almeida vielleicht Boden gutmachen kann. „Ich weiß nicht, wir werden schon am Limit fahren. Ehrlich gesagt, habe ich mir den Anstieg härter vorgestellt. In Wahrheit ist es nur ein kleiner Gipfel, der leichte Unterschiede machen wird. Die letzten Kilometer werden aber entscheiden.“
Werden wir Almeida auf dem gleichen Niveau wie bei der Vuelta sehen? @Sirotti
Nach mehreren Wochen ohne Wettkämpfe sieht Almeida das Zeitfahren zudem als Gelegenheit, wieder Rhythmus in die Beine zu bekommen: „Ich hoffe, dass mein Motor morgen voll auf Touren kommt, und ich ab dann neue Eindrücke sammeln kann. Wir haben auch ein paar Tage, um noch ein wenig zu trainieren.“
Die Saison war für Almeida äußerst arbeitsreich – seit Anfang Februar kämpft er auf höchstem Niveau. „Mental war es etwas schwierig. Ich habe mich nicht speziell auf die Europameisterschaft vorbereitet, sondern respektiere, was der Verstand sagt und denke langfristig. Ich werde zwar nicht in Bestform sein, aber ich werde alles geben, was ich habe.“
Nach der Vuelta gönnte er sich erstmals seit Monaten etwas Ruhe: „Ich habe ein paar Tage komplett pausiert, blieb in Portugal und begann dort langsam wieder zu trainieren. Anfangs sprang der Motor nicht richtig an. Aber die Saison neigt sich dem Ende zu, und ich wiederhole: Ich werde diese Woche alles geben, was ich habe.“
Hauptziel Straßenrennen – Angriff auf die Topfahrer
Das Straßenrennen ist eine Aufgabe für Kletterer, doch Almeida will auch ohne absolute Topform ein starkes Resultat anstreben: „Es ist ein hartes Rennen mit drei längeren Anstiegen am Anfang und einer anspruchsvollen Strecke über 200 Kilometer. Es wird hart, aber spannend. Wir werden sehen, wie es läuft.“
Er trifft dabei auf die absoluten Topstars:
Tadej Pogacar, Jonas Vingegaard und Remco Evenepoel. „Es wird viele Spitzenfahrer geben, und die Taktik könnte unterschiedlich sein – das Feld könnte sich in kleine Gruppen aufteilen und erst im Ziel wieder zusammenkommen. Vielleicht sehen wir sogar, dass Remco Pogacar attackiert. Vielleicht können wir ihn überraschen, statt nur auf seine Attacken zu warten.“
Almeida schließt optimistisch: „Andere Fahrer werden ebenfalls versuchen, nach vorne zu kommen, weil sie mit Pogacar oder Evenepoel nicht mithalten können. Vingegaard darf man dabei ebenfalls nicht vergessen. Ich denke, es wird ein sehr schönes Rennen werden.“