„Unfaire Kritik ist Alltag“ – Visma-Boss Plugge über Anfeindungen in Medien und Online

Radsport
Samstag, 20 September 2025 um 19:00
richardplugge
Das Team Visma | Lease a Bike und das UAE Team Emirates – XRG dominieren derzeit den Profiradsport. Bei allen drei Grand Tours kämpften sie um den Gesamtsieg. Entsprechend wurden ihre Taktiken in dieser Saison bis ins Detail analysiert – oft jedoch in einem kritischen bis negativen Ton. Visma-Teamchef Richard Plugge hält vieles davon für unbegründet und schlicht unlogisch.
„Einer der wichtigsten Werte und Eigenschaften unseres Teams ist, dass wir intern die größten Kritiker sind. Wir hinterfragen jede Entscheidung, ziehen externe Berater hinzu und wollen uns jeden Tag verbessern. Das gehört zur DNA unserer Mannschaft. Dennoch habe ich in letzter Zeit viel unbegründete Kritik erlebt“, sagte Plugge im Interview mit dem niederländischen RIDE Magazine.
Sportlich gibt es wenig Grund zur Beanstandung: Visma gewann 2025 den Giro d’Italia und die Vuelta a España, feierte zahlreiche weitere Erfolge und liegt im UCI-Ranking aktuell auf Platz zwei hinter UAE. Nur der überragende Tadej Pogacar verhinderte bei der Tour de France den nächsten großen Coup.
„Natürlich wissen Kommentatoren und Analysten immer alles besser. Wir sind daran gewöhnt, dass man unser Team besonders kritisch beäugt. Wer die beste Mannschaft der Welt sein will, muss mit diesem Druck leben. Pauline Ferrand-Prévot war bei der Tour de France der Frauen die stärkste Fahrerin – und das auch dank einer nahezu perfekten Teamtaktik“, so Plugge. „Es ist schön zu sehen, wie sich unser Frauenteam entwickelt. Nach einem schwierigen Start ist der Betreuerstab auf einem sehr guten Weg.“
Besonders problematisch findet Plugge die Online-Diskussionen rund um das Frauenteam – und die Art, wie über die mehrfache Weltmeisterin Ferrand-Prévot gesprochen wurde. Kommentare über ihr Gewicht, ihr Privatleben oder gar Dopingvorwürfe hätten ihn erschüttert.
„Mit sportlicher Kritik können wir gut leben. Woran ich mich aber nicht gewöhnen kann, ist die unterschiedliche Behandlung des Frauenradsports. Warum wird so viel Wert auf Dinge gelegt, die nichts mit Leistung zu tun haben – Beziehungen, Verhalten, Aussehen? Und in diesem Sommer so viel über das Gewicht? Während das bei Männern kaum ein Thema ist.“
Sein Appell: „Unsere Frauen und Männer treten beide auf höchstem Niveau an – in unterschiedlichen Kategorien, mit spezifischen Stärken. Aber bitte bewertet beide nach sportlichen Kriterien: nach ihren Leistungen, ihrer Vorbereitung, ihren Entscheidungen. Und uns als Teamleitung gerne nach unserer Taktik oder unseren Transfers – aber nicht nach Nebensächlichkeiten.“
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