Tibor del Grosso: Formt Alpecin-Deceuninck den nächsten van der Poel?

Radsport
durch Nic Gayer
Sonntag, 04 Mai 2025 um 13:15
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Alpecin-Deceuninck hat mit Mathieu van der Poel bereits ein Ausnahme-Talent bis zur Weltklasse geformt – nun scheint das belgische Team mit Tibor del Grosso einen weiteren Rohdiamanten in den eigenen Reihen zu haben. Der 21-jährige Niederländer, amtierender U23-Weltmeister im Cyclocross, hat in den vergangenen Monaten mit seinem rasantem Aufstieg im Straßenradsport für Aufsehen gesorgt – und erinnert in vielerlei Hinsicht an seinen berühmten Landsmann.
„Wenn man nicht wüsste, dass es Del Grosso ist, würde man denken, es sei van der Poel“, sagt Nathan van Hooydonck im Podcast Derailleur. „Wie er sprintet, mit leicht nach außen zeigenden Ellbogen und langen Tritten – das ist genau die Art, wie Mathieu sprintet. Die beiden verstehen sich gut, sind Teamkollegen und verbringen viel Zeit miteinander. Ich glaube, sie werden einen ähnlichen Weg gehen.“
Del Grosso vereint viele jener Eigenschaften, die van der Poel auszeichnen: technisches Können, explosive Kraft, Radbeherrschung und eine natürliche Leichtigkeit im Wettkampf. Vor allem aber ist es seine Vielseitigkeit, die beeindruckt. Während er im Gelände bereits Weltmeisterehren feiern konnte, mischt er nun auch auf der Straße mit – und das in seinem ersten Profijahr. Besonders sein sechster Platz bei Dwars door Vlaanderen, einem der anspruchsvollsten flämischen Klassiker, sorgte für Aufsehen. Auch bei der Katalonien-Rundfahrt war er zweimal ganz nah dran am Sieg – der endgültige Durchbruch gelang ihm nun bei der Türkei-Rundfahrt, wo er sich in einem packenden Sprint souverän durchsetzte.
Doch bei aller Begeisterung um das niederländische Talent mahnen erfahrene Stimmen zur Vorsicht. „Wir dürfen ihn noch nicht zu groß machen, sonst erzeugen wir zu viel Druck“, warnt Sep Vanmarcke. „Dann könnte er scheitern. Aber er ist ohne Frage ein großes Talent, jemand, dem man gerne zuschaut. Der Sieg in der Türkei war beeindruckend – man sieht einfach, dass er das Potenzial hat, ganz vorne mitzufahren.“
Alpecin-Deceuninck weiß offenbar, wie man mit solchen Ausnahmekönnern umgeht. Das Team hat über die Jahre nicht nur van der Poel zu einem der spektakulärsten Fahrer der Gegenwart gemacht, sondern auch andere junge Fahrer behutsam aufgebaut. Bei Del Grosso scheinen sie eine ähnliche Strategie zu verfolgen – und das Umfeld, in dem er sich bewegt, passt perfekt. „Er strahlt viel Selbstvertrauen aus“, sagt ein Teammitglied. „Alles wirkt mühelos, er hat Spaß am Radfahren. Und er zeigt auch schon, dass er mit Druck umgehen kann – was gerade im ersten Profijahr enorm wichtig ist.“
Del Grosso selbst gibt sich bislang unaufgeregt und fokussiert. Der Weg zur Weltspitze ist lang – aber die ersten Schritte geht er mit beeindruckender Souveränität.
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