Simon Yates hat auf der 16. Etappe des Giro d’Italia 2025 eindrucksvoll seine Stärke bewiesen – und dennoch eine möglicherweise historische Gelegenheit verpasst. Zwar schob sich der Brite bis auf 26 Sekunden an Gesamtführenden Isaac del Toro heran, doch laut der ehemaligen Giro-Zweitplatzierten Philippa York hätte sogar noch mehr drin sein können.
York, die 1987 als Zweite der Gesamtwertung das Bergtrikot gewann, analysierte das Etappenfinale scharf in ihrer Kolumne bei Cycling News. Ihr Urteil: Yates habe einen folgenschweren taktischen Fehler begangen. „Er hat es vermasselt, als er Derek Gee ziehen ließ und sich nur darauf konzentrierte, dass Del Toro an seinem Rad klebte“, schreibt sie. Diese Entscheidung sei der Wendepunkt gewesen – denn der Kanadier von Israel – Premier Tech setzte sich ab, während Yates zögerte.
Dabei war Yates in starker Verfassung. „Seine Beschleunigung auf einem der steilsten Abschnitte des Passo di San Valentino zeigte, dass er an diesem Tag ernsthafte Ambitionen hatte“, so York. Doch anstatt gemeinsam mit Gee Druck zu machen und möglicherweise das Rosa Trikot zu übernehmen, blieb Yates passiv. „Als er diese Chance verpasste, wurde er langsamer – und das Rennen ging ohne ihn weiter.“
Zudem rächte sich der taktische Fokus auf Del Toro, der das Rennen weiterhin anführt. Yates verbrauchte zu viel Energie, versuchte zwei Angriffe und wurde beim zweiten Mal selbst müde. Das öffnete Michael Storer die Tür, der an Yates dranblieb und am Ende ähnlich stark kletterte.
York betont: „Yates ist physisch in Topform. Er fuhr weite Teile des letzten Anstiegs sogar auf dem großen Kettenblatt. Doch taktisch war es nicht sein klügster Tag.“ Anstatt auf Carapaz und Gee zu reagieren, verlor er durch falsche Prioritäten wertvolle Zeit. Am Ende könnte genau dieser Moment entscheidend gewesen sein im Kampf um den Gesamtsieg.
Der Rückstand ist zwar gering, doch Gelegenheiten wie diese sind selten – und beim Giro nicht garantiert wiederholbar.