Das wichtigste Rennen im Kalender der Women's World Tour läuft derzeit mit der
Tour de France Femmes 2025. Doch der Frauenradsport wird derzeit von Enthüllungen eines anonymen Teamarztes erschüttert, der auf schwerwiegende Probleme rund um Essstörungen innerhalb der World Tour hinweist.
„Einige Fahrerinnen lügen. Sie schicken Fotos von Mahlzeiten, die sie gar nicht gegessen haben – oder von einer Waage, die das Gewicht einer anderen Person zeigt“, berichtet der Arzt in schockierenden Aussagen gegenüber dem belgischen Magazin Knack und kritisiert damit die Einstellung mancher Fahrerinnen. „Sie denken nicht an die gesundheitlichen Risiken – es zählt nur die Leistung. ‚Ich will sowieso keine Kinder‘ oder ‚Osteoporose? Darum kümmere ich mich später‘ – solche Aussagen hört man dann.“
Ein zentrales Problem ist die Frage, wie man mit diesem Thema in Zukunft besser umgehen kann.
„Wir arbeiten mit Ernährungsberaterinnen, Physiotherapeutinnen, Gynäkologinnen und Psychologinnen zusammen, die alle betonen: Extremes Untergewicht bringt keinen sportlichen Vorteil“, erklärt der anonyme Whistleblower. „Wenn wir besorgniserregende Anzeichen sehen, versuchen wir einzugreifen. Aber wir können nicht jede Mahlzeit überwachen. Bei Trainingslagern ist die Kontrolle möglich, aber sobald die Fahrerinnen zu Hause sind, wird es sehr schwierig.“
Auch die ehemalige belgische Radsportlerin und heutige Teamchefin Heidi Van De Vijver zeigt sich von den aktuellen Enthüllungen nicht überrascht.
„Ich habe jedes Gramm Fett vermieden, mein Essen abgewogen und meine Kalorienzufuhr basierend auf meinem Training berechnet“, erinnert sie sich. „Nach meinem Sieg bei der Tour (damals noch die Tour Féminin, Anm. d. Red.) wollte ich mich weiter verbessern – aber ich bin zu weit gegangen. Mein Körperfettanteil fiel auf nur acht Prozent. Da wurde mir klar, dass ich zwei oder drei Kilo zunehmen musste.“
„Wenn ich eine Fahrerin darauf ansprach, dass sie zu dünn war, wurde ich oft mit einer sehr abwehrenden Reaktion konfrontiert. Dann wandte ich mich an den Teamarzt oder die Ernährungsberaterin – sie hatten meist bessere Chancen, zu ihr durchzudringen“, schließt Van De Vijver.