Der Sturz von
Tadej Pogacar auf der 11. Etappe der
Tour de France 2025 war nicht nur ein Schreckmoment für Fans und Fahrer, sondern auch ein moralischer Prüfstein für das Peloton – ein Test, den die Konkurrenz mit Anstand bestanden hat. In der aktuellen Folge des Podcasts The Move analysierten
Lance Armstrong,
George Hincapie und
Bradley Wiggins den Zwischenfall und zogen ein klares Fazit: Das Feld hat richtig gehandelt, als es auf das Maillot Jaune wartete.
„Pogacar kollidierte mit einem Fahrer von Uno-X – einem Team, das an diesem Tag gleichermaßen brillierte und brutal agierte“, schilderte Armstrong den Vorfall. „Sie hätten beinahe den Top-Favoriten der Tour eliminiert.“ Pogacar habe Mühe gehabt, die Kette wieder aufzuziehen, sei auf neutralen Service angewiesen gewesen – und genau in diesem Moment stand das Peloton vor einer Entscheidung: angreifen oder warten. „Und sie haben gewartet.“
„Wenn sie das ausgenutzt hätten, hätte das hässlich ausgesehen“
Hincapie zeigte sich überzeugt, dass jeder Versuch, aus dem Sturz Profit zu schlagen, dem Sport geschadet hätte. „Wenn sie versucht hätten, daraus einen Vorteil zu ziehen, hätte das wirklich schlecht ausgesehen. Ich bin froh, dass sie gewartet haben – du hättest dasselbe getan, und sie auch.“ Auch aus taktischer Sicht habe ein Angriff wenig Sinn ergeben: „EF wollte nicht bohren, Visma hatte nur Jorgenson und Yates in Position – das wäre schiefgegangen.“
Wiggins pflichtete bei und erinnerte an die möglichen Konsequenzen: „Was hätten sie gewonnen – 20 Sekunden? Dafür den Respekt der Fans verlieren? Das war die einzig richtige Entscheidung.“ Für ihn steht fest: „Es war eine sportlich saubere, respektvolle Entscheidung. Und wir wissen, was Tadej getan hätte, wenn Jonas gestürzt wäre – er hätte genauso gehandelt.“
Armstrong ging noch einen Schritt weiter: „Wenn sie sich diese Sekunden genommen hätten, hätten sie genau gewusst, was Tadej denken würde – kurz vor Hautacam. Ich sag’s mal so: Sie hätten nicht wollen, dass dieser Typ wütend fährt.“
„Adrenalin ist das eine – der Schmerz kommt am nächsten Tag“
Trotz Pogacars selbstbewusstem Auftreten im Ziel sehen die drei Experten mögliche Spätfolgen. Hincapie erinnerte daran, dass die wahren Schmerzen oft erst mit Verzögerung spürbar werden – vor allem vor der ersten Bergankunft: „Er ist auf Hüfte und Schulter gefallen, das sieht man nicht sofort. Aber das Hochgebirge deckt Schwächen gnadenlos auf.“
Ob Pogacar körperlich wirklich unversehrt ist, bleibt offen. Klar ist: Das Feld hat sich als fairer Gegner präsentiert. Doch Fairness ersetzt keine Genesung – und der Hautacam wird keine Gnade kennen.