„Ich weiß nicht wirklich, was passiert ist“ – Medaillen-Chaos bei der Zeitfahr-Europameisterschaft

Radsport
Mittwoch, 01 Oktober 2025 um 21:30
Katrine Aalerud
Was wie eine routinierte Siegerehrung bei der Europameisterschaft 2025 im Zeitfahren der Frauen in Frankreich begann, verwandelte sich am Mittwoch in ein Drama. Die Norwegerin Katrine Aalerud wurde zunächst als Bronzemedaillengewinnerin verkündet – nur um Minuten später auf den vierten Platz zurückgestuft zu werden.
Der Eklat überschattete den ansonsten überlegenen Auftritt der Schweizerin Marlen Reusser, die ihren ersten großen Sieg im Regenbogentrikot der Weltmeisterin mit einer beeindruckenden Fahrt einfuhr.

Jubel, Verwirrung und bittere Enttäuschung für Norwegen

Zunächst schien alles klar: Aalerud hatte sich hinter ihrer Landsfrau Mie Bjorndal Ottestad den dritten Rang gesichert. Im norwegischen Lager brach Jubel aus, die Betreuer gaben Anweisungen zur Vorbereitung auf die Zeremonie, und sowohl Ottestad als auch Aalerud standen bereit fürs Podium.
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Marlen Reusser holt sich den europäischen Titel im Zeitfahren zurück
Doch als Aalerud sich nach einer kurzen Pause für die Siegerehrung zurückmeldete, hatte sich das Klassement bereits verändert. Plötzlich lag die Niederländerin Mischa Bredewold hauchdünn vor ihr – mit einem Vorsprung von nur zwei Zehntelsekunden. Damit fiel Aalerud auf Rang vier zurück, die Bronzemedaille war verloren.
„Ich weiß nicht wirklich, was passiert ist“, sagte Nationaltrainer Jon Anders Grøndahl gegenüber TV 2. „Wir haben gefeiert, als wären wir Zweiter und Dritter geworden. Katrine ist sehr enttäuscht, vor allem, weil es so knapp war. Sie hat unglaublich hart gearbeitet. Auch für uns ist das Ganze schwer zu verstehen.“
Für Aalerud war es ein besonders schmerzhafter Moment: Erst die Gewissheit über den Podestplatz, dann der brutale Rückschlag. Ihr starker Auftritt ging in diesem Chaos unter, während Ottestads Silbermedaille fast zur Randnotiz verkam.

Reusser zeigt ihre ganze Zeitfahrstärke

Unabhängig vom norwegischen Drama stand Marlen Reusser über allem. Die 33-Jährige dominierte den hügeligen Kurs in 33:06 Minuten mit einem Schnitt von mehr als 44 km/h. Ihr Vorsprung von satten 50 Sekunden auf Ottestad war eine klare Demonstration ihrer Überlegenheit im Kampf gegen die Uhr.
Auch Aalerud präsentierte sich in starker Form. Bei den Zwischenzeiten lag sie zeitweise fast auf Augenhöhe mit Reusser. An der ersten Kontrollmarke trennten die beiden nur wenige Sekunden. Doch während die Norwegerin im Mittelteil leicht zurückfiel, zog Reusser das Tempo an und fuhr allein im zweiten Abschnitt 14 Sekunden schneller als jede andere Konkurrentin. Am Ende blieb für Aalerud nur der undankbare vierte Rang.
Offiziell gewann Bredewold Bronze, doch die umstrittene Kommunikation der Jury und die hektischen Korrekturen sorgten für Fassungslosigkeit im norwegischen Team. Aalerud verpasste die Medaille denkbar knapp, aber die Art, wie ihr das Podium erst zugesprochen und dann wieder genommen wurde, machte den Schlag doppelt hart.
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