„Rivalität mit Tadej Pogacar beenden“ – Fabio Aru fordert Kurswechsel von Jonas Vingegaard

Radsport
Dienstag, 19 August 2025 um 16:00
pogacar vingegaard mont ventoux imago1064354713
Während die Radsportwelt gebannt auf die letzte Grand Tour der Saison blickt, hat Fabio Aru – Vuelta-Sieger von 2015 – einen klaren Rat für Jonas Vingegaard: Lösen Sie sich von der Fixierung auf die Tour de France und schlagen Sie einen breiteren Weg ein.
Im Gespräch mit TuttoBiciWeb vor Beginn der Vuelta reflektierte der Italiener nicht nur über seine eigene Karriere, sondern auch über die aktuelle Situation im Grand-Tour-Sport. Aru würdigte Vingegaards enorme Stärke, stellte jedoch infrage, ob dessen einseitiger Fokus auf Tadej Pogacar und die Tour de France wirklich zu seinem Vorteil ist.
„Ein Sieg bei der Vuelta könnte ihm helfen, Druck abzubauen und sich von der Tour-zentrierten Erzählung zu lösen“, analysierte Aru. „Er sollte andere Ziele anvisieren – etwa Lüttich oder den Giro – und die ständige Rivalität mit Pogacar loslassen.“

„Die Ergebnisse sprechen für sich“

Vingegaard, mittlerweile 28 Jahre alt, hat die Tour bereits zweimal gewonnen (2022, 2023) und wurde in diesem Jahr Zweiter hinter Pogacar. Doch bei der Ausgabe 2025 blieb ihm nicht einmal ein Etappensieg – ein Detail, das Aru als symbolisch betrachtet.
„In den letzten beiden Touren war er vielleicht sogar stärker als bei seinem Sieg – doch in diesem Jahr hat er keine Etappe gewonnen“, so Aru. „Die Ergebnisse sprechen für sich. Tadej macht sich einen Namen.“

Zehn Jahre nach Arus Triumph

2025 jährt sich Arus eigener Triumph bei der Vuelta zum zehnten Mal – ein dramatisches Rennen, in dem er Tom Dumoulin auf der letzten Bergetappe mit voller Unterstützung seines Astana-Teams entthronte.
„Es bleibt unglaublich emotional – besonders, weil die Vuelta in diesem Jahr nach Italien kommt“, sagte Aru, der als Botschafter des Rennens auftritt. „Wir hatten eine starke Strategie, aber Dumoulin kämpfte bis zum letzten Tag. Man darf einen Fahrer nie unterschätzen.“
Diese Erinnerungen und die taktische Raffinesse jener Vuelta prägen Arus Blick auf die heutige GC-Landschaft – ein Terrain, das zunehmend vom Duell Vingegaard vs. Pogacar beherrscht wird.

Breitere Ziele statt Tunnelblick

Aru betont, dass seine Worte keine Kritik, sondern eine Einladung zur Weiterentwicklung seien. Vingegaard habe die Klasse, weit mehr als „nur“ die Tour zu gewinnen.
„Er ist zu großen Leistungen fähig, aber wir müssen abwarten, wie er die Tour überstanden hat und wie erholt er in die Vuelta kommt“, erklärte Aru. „Es ist Zeit, seine Palette zu erweitern. Fahrer wie Vincenzo Nibali haben legendäre Karrieren aufgebaut, indem sie auf verschiedenen Terrains und in verschiedenen Kalendern triumphierten. Jonas hat das Talent dazu – aber er muss seine Denkweise ändern.“

Hoffnung für Italiens Zukunft

Neben seiner Botschaft an Vingegaard sprach Aru auch über die nächste Generation italienischer Fahrer. Besonders Giulio Ciccone und Giulio Pellizzari sieht er als Hoffnungsträger. Pellizzari soll nach einem starken Giro einen weiteren Schritt machen, während Ciccone als Etappenjäger klare Hinweise bekam.
„Er sollte sich auf einige ausgewählte Etappen konzentrieren, statt von Beginn an auf den Gesamtsieg zu schielen“, riet Aru. „Auf den großen Bergetappen werden Fahrer wie Vingegaard wenig Raum für andere lassen.“

Mehr als nur die Grand Tours

Mit Blick auf die anstehende Vuelta sind Arus Worte zugleich Rückblick und Herausforderung – für Vingegaard, aber auch für den Radsport insgesamt. In einer Ära, die fast ausschließlich vom Duopol der beiden Superstars bestimmt wird, plädiert der Italiener für mehr Vielfalt: im Kalender, in den Strategien, in der Definition von Größe.
Denn Grand-Tour-Erfolge allein machen noch kein Vermächtnis – und schon gar nicht ein vollständiges. Genau hier sieht Aru die Chance für Vingegaard, sich von der Tour-Last zu befreien und ein umfassenderer Champion zu werden.
Klatscht 0Besucher 0
loading

Gerade In

Beliebte Nachrichten

Loading