Rafal Majka über Tadej Pogacar: "Auf dem Rad ist er ein Terminator, der alles gewinnen will"

Radsport
Donnerstag, 19 Dezember 2024 um 16:15
rafalmajka tadejpogacar

Rafal Majka war einst die rechte Hand von Alberto Contador, später selbst Teamkapitän und schloss den Kreis, als er in den vergangenen Jahren zum Luxushelfer für Tadej Pogacar wurde. Die anhaltende Langlebigkeit des polnischen Kletterers auf Spitzenniveau ist beeindruckend, was zu einem großen Teil der Motivation und Unterstützung durch das UAE Team Emirates zu verdanken ist.

"Wenn du einen Kapitän wie Pogacar hast und mit zwanzig Fahrern an der Spitze fährst, weißt du, dass er angreift, sobald du beschleunigst. Er ist ein Phänomen, Mann", sagte Majka in einem Interview mit Bici.Pro. Bereits 2021, in seinem ersten Jahr beim Team, spielte Majka als Domestik eine Schlüsselrolle und unterstützte Pogacar beim Gewinn der Tour de France. Seitdem hat UAE viele starke Fahrer verpflichtet, was es für Majka schwieriger machte, bei den größten Rennen dabei zu sein. Dennoch war er 2023 wieder ein unverzichtbarer Helfer an Pogacars Seite bei den Bergetappen des Giro d’Italia.

Majka war zudem erste Reserve für die Tour de France, falls ein Teamkollege ausfällt. "Ich habe mich auf die Tour vorbereitet, hatte das Dauphiné in den Beinen und fühlte mich während des Höhentrainings immer besser. Doch das Team entschied, einen Sprinter mitzunehmen, der Unterstützung brauchte. Das brachte mich ins Hintertreffen, und ich wurde nicht nominiert. Das war enttäuschend, aber letztendlich zählt, dass Tadej trotzdem gewonnen hat – den Giro, die Tour und die Weltmeisterschaften", erklärte Majka.

Majka hat sich zu einem brillanten Domestik entwickelt, der mit seiner Erfahrung und Zuverlässigkeit überzeugt. Die Verbindung zu Pogacar motiviert ihn, sein hohes Niveau zu halten, das er seit über einem Jahrzehnt unter Beweis stellt. "Früher war ich Kapitän, heute fahre ich gerne Rad. Mit einem Kapitän wie Pogacar zu arbeiten, ist etwas Besonderes. So jemanden habe ich noch nie erlebt – er ist bescheiden, konstant und bleibt immer derselbe Mensch. Aber sobald er aufs Rad steigt, wird er zum Terminator. Er weiß genau, wann ich angreifen soll, und ich tue es, ohne zu zögern."

Rafal Majka
Rafal Majka

Majka spricht auch über Pogacars Entscheidung, ab 2024 mit einem neuen Trainer, Javier Sola, zu arbeiten. "Nach Jahren in denselben Abläufen verspürte er den Drang, etwas zu ändern, und das Team unterstützt ihn dabei. Für mich persönlich plane ich ab 2025 ebenfalls Veränderungen. Nach vier Jahren im selben Team brauche ich neue Herausforderungen, aber die Unterstützung und das Vertrauen, das ich hier erhalte, ist einzigartig."

Majka blickt auf erfolgreiche Jahre als Kapitän bei Tinkoff und BORA zurück, kämpfte um Grand-Tour-Platzierungen und gewann mehrere Etappen. Doch irgendwann wurde die Verantwortung als Leader mental zu belastend. "Nach acht Jahren als Kapitän war es schwierig geworden, mentalen Druck und Familienleben zu balancieren. Der Wechsel zum UAE Team Emirates hat mir geholfen, meine Karriere wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Diese vier Jahre sind wie im Flug vergangen, und die Zusammenarbeit mit Matxin und Gianetti hat mir das Vertrauen gegeben, weiterhin auf hohem Niveau zu arbeiten."

Für 2024 plant der 35-Jährige einen Start beim Giro d’Italia und hofft, dort nicht nur als Helfer, sondern auch für einen Etappensieg fahren zu können. "Ich mag den Giro, und mit Ayuso wird es anders sein als mit Pogacar. Juan hat im letzten Jahr einen großen Sprung gemacht. Er ist jung, voller Tatendrang und will gewinnen. Ich glaube, er hat das Potenzial, aufs Podium zu kommen."

Majka bleibt jedoch klar in seiner Rolle als Helfer: "Ich tue, was die Direktoren mir sagen. Wenn ich eine Gelegenheit sehe, werde ich versuchen, eine Etappe zu gewinnen. Mir fehlt noch ein Sieg beim Giro, und das wäre ein Traum. Aber zuerst kommt die Arbeit für das Team. Wenn wir einen guten Vorsprung haben und alle Aufgaben erledigt sind, werde ich meine Chance nutzen."

Klatscht 0Besucher 30