Radsport-Trainer Björn Kafka über die deutschen CT-Teams: "Ein vom Aussterben bedrohtes Gewächs"

Radsport
durch Nic Gayer
Donnerstag, 15 Februar 2024 um 17:06
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Björn Kafka ist seit vielen Jahren als Trainer im Radsport aktiv und entwickelt mit seinem Unternehmen Aerotune neue Auswertungsmöglichkeiten für Leistungstests und Trainingseinheiten. In einem Interview mit radsport-news.com äußerte sich der 45-Jährige kritisch über die Entwicklung der Continental- und Development-Teams.
Den Trend eines frühestmöglichen Wechsels der Junioren in ein Development-Team eines WorldTour-Rennstalls sieht Kafka kritisch: „Sie versuchen möglichst schnell, möglichst fit zu sein, um dann entdeckt zu werden. Ob diese Fahrer dann in der Zukunft noch eine Leistungssteigerung haben werden, das wissen wir nicht.“ Kafka betont, dass er kein Fan dieses Trends sei, da sich die jungen Fahrer nicht nur körperlich, sondern auch menschlich entwickeln müssten.
Wenn man allerdings auf die Entwicklung deutscher Nachwuchsfahrer in den letzten Jahren blickt, wird deutlich, dass es kaum noch eine Alternative zu den sogenannten Devo-Teams gibt. Kim Heiduk, der im Jahr 2022 vom Team Lotto – Kern Haus zu den INEOS Grenadiers wechselte, war der letzte deutsche Fahrer, dem der Aufstieg von einem deutschen CT-Team in die WorldTour gelang.
Diese ernüchternde Statistik lässt viele deutsche Nachwuchsfahrer umdenken. Die Top-Talente streben früh einen Wechsel in ein Devo-Team an, die Kader der CT-Teams werden mit weniger talentierten Fahrern aufgefüllt. "Vom Mindset her treffen da zwei Welten aufeinander, nämlich sehr motivierte Fahrer, die in die WorldTour wollen und andere, die einfach Spaß daran haben, im CT-Bereich zu fahren", sagt Kafka. Auch der Nationaltrainer des deutschen Straßenradsports, Andre Greipel, äußerte sich vor kurzem zu den Nachwuchsproblemen im deutschen Radsport. "Wir lassen zu viele junge Talente unentdeckt", wurde Greipel von der dpa zitiert.
Kafka machte auch auf die strukturellen Probleme deutscher CT-Teams aufmerksam. „Die Fahrer trainieren wöchentlich 25 Stunden und leben von der Hand in den Mund. Da stellt sich die Frage, wie lange das funktioniert. In anderen Ländern kann man davon leben, CT-Profi zu sein“, sagt der 45-Jährige. Aufgrund der niedrigen Anzahl an UCI-Rennen und des geringen Verdienstes bezeichnet Kafka die klassischen CT-Teams als ein „vom Aussterben bedrohtes Gewächs“.