Björn Kafka ist seit vielen Jahren als Trainer im Radsport aktiv und entwickelt mit seinem Unternehmen Aerotune neue Auswertungsmöglichkeiten für Leistungstests und Trainingseinheiten.
In einem Interview mit radsport-news.com äußerte sich der 45-Jährige kritisch
über die Entwicklung der Continental- und Development-Teams.
Den Trend eines frühestmöglichen Wechsels der
Junioren in ein Development-Team eines WorldTour-Rennstalls sieht Kafka
kritisch: „Sie versuchen möglichst schnell, möglichst fit zu sein, um dann
entdeckt zu werden. Ob diese Fahrer dann in der Zukunft noch eine
Leistungssteigerung haben werden, das wissen wir nicht.“ Kafka betont, dass er
kein Fan dieses Trends sei, da sich die jungen Fahrer nicht nur körperlich,
sondern auch menschlich entwickeln müssten.
Wenn man allerdings auf die Entwicklung
deutscher Nachwuchsfahrer in den letzten Jahren blickt, wird deutlich, dass es
kaum noch eine Alternative zu den sogenannten Devo-Teams gibt.
Kim Heiduk, der
im Jahr 2022 vom Team Lotto – Kern Haus zu den
INEOS Grenadiers wechselte, war der
letzte deutsche Fahrer, dem der Aufstieg von einem deutschen CT-Team in die WorldTour gelang.
Diese ernüchternde Statistik lässt viele deutsche Nachwuchsfahrer umdenken. Die Top-Talente streben früh
einen Wechsel in ein Devo-Team an, die Kader der CT-Teams werden mit weniger talentierten Fahrern aufgefüllt. "Vom Mindset her treffen da zwei Welten aufeinander,
nämlich sehr motivierte Fahrer, die in die WorldTour wollen und andere, die
einfach Spaß daran haben, im CT-Bereich zu fahren", sagt Kafka. Auch der
Nationaltrainer des deutschen Straßenradsports,
Andre Greipel,
äußerte sich vor
kurzem zu den Nachwuchsproblemen im deutschen Radsport. "Wir lassen zu
viele junge Talente unentdeckt", wurde Greipel von der dpa zitiert.
Kafka machte auch auf die strukturellen
Probleme deutscher CT-Teams aufmerksam. „Die Fahrer trainieren wöchentlich 25
Stunden und leben von der Hand in den Mund. Da stellt sich die Frage, wie lange
das funktioniert. In anderen Ländern kann man davon leben, CT-Profi zu sein“,
sagt der 45-Jährige. Aufgrund der niedrigen Anzahl an UCI-Rennen und des
geringen Verdienstes bezeichnet Kafka die klassischen CT-Teams als ein „vom
Aussterben bedrohtes Gewächs“.