Tadej Pogacar wird in diesem Jahr nicht an der Vuelta a España teilnehmen. Der Weltmeister hatte das spanische dreiwöchige Rennen ursprünglich fest eingeplant, kam jedoch nach der Tour de France sowohl körperlich als auch mental erschöpft ins Ziel. Für ihn und sein Team UAE Team Emirates stand schnell fest: Eine weitere Grand Tour in dieser Form wäre ungesund.
„Es ist schön, Tadej zu sein – aber nicht einfach“
Teammanager Mauro Gianetti zeichnete im Gespräch ein ehrliches Bild der Belastung, unter der sein Starfahrer steht:
„Wenn er Rennen fährt, erwartet jeder, dass er gut fährt, dass er gewinnt, dass er eine Show abzieht. Er ist nicht nur ein Fahrer – es ist eine wichtige Dimension, Tadej Pogacar zu sein. Um das beizubehalten, braucht er genug physische und mentale Ruhe.“
Die Tour 2025 verlangte Pogacar alles ab. Besonders in der Schlusswoche musste er wachsam bleiben, da Jonas Vingegaard und das Team Visma | Lease a Bike massiv attackierten. Leichte Etappen gab es in diesem Jahr praktisch nicht. Hinzu kamen unzählige Transfers, ständige Podiumsauftritte, Interviews und der monatelange Formaufbau mit Höhentrainingslagern.
Anzeichen der Erschöpfung
Gegen Ende der Tour waren die Anzeichen deutlich: knappe Antworten in Interviews, kürzere Auftritte bei den Feierlichkeiten. Pogacar selbst deutete an, dass er in den kommenden Jahren sogar über einen Rücktritt nachdenkt – auch wenn dieser noch in weiter Ferne liegen dürfte.
„Er war müde wie jeder andere auch, aber immer noch über der Konkurrenz“, so Gianetti.
Trotzdem eine Tour voller Glanzmomente
Trotz der Erschöpfung gewann Pogacar die Tour de France – und tat es mit einem Lächeln. Am letzten Tag in Paris attackierte er gemeinsam mit Wout van Aert am Montmartre und sorgte für ein unerwartetes Spektakel.
„Er hätte sich einfach ins Feld setzen können, aber er wollte das Rennen machen und die Tour ehren. Das war die beste Antwort auf alle Zweifel“, lobte Gianetti.
Eine Saison am Limit
Der Schweizer Teamchef wies darauf hin, dass Pogacars Frühjahr allein schon außergewöhnlich fordernd war: Siege bei Strade Bianche, Flandern-Rundfahrt, Paris–Roubaix, Amstel Gold Race, Flèche Wallonne und Lüttich–Bastogne–Lüttich.
„Alle Klassiker zu fahren ist erschütternder als eine Grand Tour. Man wechselt vom Pflaster zu steilen Anstiegen, kämpft mit Temperaturwechseln und trifft auf andere Rivalen. Die körperlichen und mentalen Anforderungen sind extrem hoch.“
Vor diesem Hintergrund sei der Verzicht auf die Vuelta die einzig sinnvolle Entscheidung gewesen. Pogacar bekommt nun Zeit, um zu regenerieren – mit dem Ziel, in der kommenden Saison wieder in voller Stärke anzugreifen.