Michele Dancelli ist tot – San-Remo-Held, Colnago-Ikone, kompromissloser italienischer Champion

Radsport
Samstag, 20 Dezember 2025 um 11:03
MicheleDancelli
Michele Dancelli wurde am 15. Oktober 1942 als siebtes von sieben Kindern geboren. Seine Herkunft war bodenständig, sein Charakter früh erkennbar: ungezähmt, mutig und immer bereit zum Angriff. Auf dem Rad liebte er die Flucht nach vorn, schnelle Sprints und das Risiko. Eigenschaften, die ihn später zu einem der markantesten Fahrer seiner Generation machten.

Vom Baugerüst ins Profilager

Bevor der Radsport sein Leben bestimmte, arbeitete Dancelli als Maurer. Erst parallel entwickelte sich seine Leidenschaft für das Fahrrad ernsthaft. Der Durchbruch kam 1963 mit dem Gewinn der italienischen Amateurmeisterschaft. Dieser Erfolg öffnete ihm mit nur 21 Jahren die Tür zum Profiradsport und führte ihn ins Molteni-Team. Sportdirektor war Giorgio Albani, der später auch Eddy Merckx betreuen sollte.
Zwischen 1963 und 1974 fuhr Dancelli als Profi in einer der stärksten Epochen des Radsports. Merckx, Gimondi, De Vlaeminck, Adorni und Motta prägten diese Jahre. In diesem Umfeld sammelte Dancelli 73 Siege. Er gewann zweimal die italienische Meisterschaft, elf Etappen des Giro d’Italia und trug insgesamt 14 Tage das Rosa Trikot.
Auch auf internationaler Bühne hinterließ Dancelli seine Spuren. Bei den Weltmeisterschaften holte er 1968 in Imola und 1969 in Zolder jeweils Bronze. 1969 gewann er zudem eine Etappe der Tour de France, ergänzt durch weitere Prestigeerfolge wie die Freccia di Valona 1966.

Der Tag von San Remo

Unsterblich wurde Michele Dancelli mit seinem Sieg bei Mailand–Sanremo am 19. März 1970. Mit einer mutigen Soloflucht setzte er sich durch und beendete eine 17 Jahre währende Durststrecke italienischer Fahrer bei der „Primavera“. Für Molteni war es ein historischer Erfolg, für Dancelli der größte Triumph seiner Karriere. Er fuhr dabei auf einem Rad von Ernesto Colnago, der zu jener Zeit noch als Mechaniker für das Team arbeitete und erst am Beginn seiner eigenen Erfolgsgeschichte stand.
Der Sieg hatte Folgen, die weit über das Rennen hinausreichten. Am Abend nach dem Klassiker entstand bei einem Gespräch zwischen Colnago und dem Gazzetta-Veteranen Bruno Raschi die Idee für ein neues Markenzeichen. Inspiriert von der Blumenriviera, an der das Rennen endet, und von journalistischen Bildern eines „in voller Blüte stehenden“ Sieges, wurde das Kleeblatt-Symbol geboren. Das „Asso di Fiori“ ziert bis heute Colnago-Rahmen weltweit und ist untrennbar mit Dancellis Triumph von San Remo verbunden.

Größte Erfolge von Michele Dancelli

  • Tour de France 1969
    Sieg in der 8. Etappe (Teil 2)
  • Giro d’Italia Etappensiege:
    1964: 2. Etappe
    1965: 1. und 5. Etappe
    1967: 3. und 15. Etappe
    1968: 18. Etappe
    1969: 9. Etappe
    1970: 11., 13., 14. und 18. Etappe
  • Klassiker und Rundfahrten
    Mailand–San Remo: 1970
    Wallonischer Pfeil: 1966
    Giro dell’Appennino: 1965, 1966, 1967

Teams

  • 1963–1966: Molteni
  • 1967: Vittadello
  • 1968: Pepsi-Cola
  • 1969–1970: Molteni
  • 1971–1973: SCIC
  • 1974: Dreherforte

Ein Platz in der Radsportgeschichte

Michele Dancelli bleibt als kompromissloser Angreifer in Erinnerung. Ein Fahrer, der nicht wartete, sondern handelte. Sein Mut, sein Stil und sein größter Triumph in San Remo sichern ihm einen festen Platz in der Geschichte des Radsports.
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