Sechs Monate nach seinem Wechsel zu
Bahrain - Victorious blickt
Lenny Martinez voller Überzeugung auf eine Entscheidung zurück, die in Frankreich für Aufsehen und auch Kritik sorgte. Der 21-Jährige, einst Aushängeschild von
Groupama - FDJ, zeigt sich als gereifter Fahrer – und Mensch.
„Ich wollte nie meine gesamte Karriere bei einem französischen Team verbringen“, erklärt Martinez im Interview mit der Wieler Revue. „Ich wollte sehen, wie die Dinge anderswo funktionieren. Jetzt, mit Bahrain, habe ich das Gefühl, dass ich mich ganz neu erfunden habe.“
Martinez betont die Unterschiede in Trainingsphilosophie und Betreuung. Besonders Ernährung und Leistungsanalyse seien bei seinem neuen Team professioneller organisiert: „Ich arbeite jetzt gezielter an meiner Fünf-Minuten-Leistung und meiner Sprintkraft. Bahrain ist in diesen Bereichen sehr präzise – das war für mich ein Gamechanger.“ Auch das Thema Ernährung habe er für sich neu entdeckt: „Bei Groupama - FDJ hat das System nicht zu mir gepasst. Ich habe angefangen, meine Kalorien selbst zu tracken – jetzt bekomme ich mehr Unterstützung von Profis.“
Trotz sportlichem Fortschritt war der Schritt nicht frei von Gegenwind. In den französischen Medien wurde sein Wechsel als „Abkehr vom nationalen Weg“ kritisiert. „Natürlich bekommt man das mit, auch wenn man es nicht will“, sagt Martinez offen. „Es war nicht einfach, aber ich habe daraus gelernt, bewusster mit sozialen Medien umzugehen.“
Zur mentalen Stabilisierung arbeitet er nun auch mit einem Mentaltrainer: „Das ist für mich ein entscheidender Schritt. Wir wissen gar nicht, wie stark unser Kopf wirklich sein kann – das ist im Radsport vielleicht die letzte große Grenze.“
Lenny Martinez' Entscheidung hat Mut erfordert – und zahlt sich aus. Er ist nicht nur sportlich auf einem neuen Level angekommen, sondern wirkt auch mental gefestigt wie nie. Ein Zeichen dafür, dass der französische Radsportnachwuchs nicht zwangsläufig nationale Pfade gehen muss, um international zu glänzen.