Visma | Lease a Bike hat mit der späten Nominierung von
Victor Campenaerts für die Vuelta a España eine interessante Karte gezogen. Der Belgier weiß genau, was es bedeutet, sich die Seele an einem Berg aus dem Leib zu fahren. Dabei galt er lange als reiner Zeitfahrer und Klassiker-Spezialist – doch bei der Tour de France hat er bewiesen, dass er auch mit den besten Kletterern mithalten kann. Tag für Tag beeindruckte er mit seiner Zähigkeit, weshalb es kaum verwundert, dass die Teamleitung ihn nun an die Seite von
Jonas Vingegaard stellt, um den Dänen auf dem Weg zum Gesamtsieg zu unterstützen.
„Klettern ist eine schmerzhafte Angelegenheit. Man muss bereit sein, sehr viel Schmerz zu ertragen“, erklärt Campenaerts im Interview mit Het Nieuwsblad vor der Auftaktetappe.
Mit 33 Jahren hat er eine Entwicklung hingelegt, die nur wenige Profis schaffen. „In der Dauphiné bin ich schon recht ordentlich geklettert, aber ich hätte nie gedacht, dass ich in der Tour noch in den Top 20 über die schwersten Anstiege komme. Doch plötzlich war ich im Rennen wirklich dabei.“
Dabei helfen ihm kleine mentale Tricks, um über seine Grenzen hinauszugehen: „Wenn ich sehe, wie Sivakov an einem Berg das Tempo macht, sage ich mir: Du hältst genauso lange durch wie er. Das gibt mir Stolz. Manchmal überlebst du nur noch eine weitere Beschleunigung – und plötzlich bist du immer noch da. Das gibt ein enormes Selbstvertrauen.“
Nasenpflaster
Einer der vielen kleinen Tricks, auf die Victor Campenaerts schwört, sind die Nasenpflaster, die er während der Rennen trägt. „Die Idee ist, dass der Körper eine Art umgekehrtes Feedback bekommt. Normalerweise fängt man in den schweren Momenten an, hektisch durch den Mund zu atmen. Wenn man sich dann aber zwingt, durch die Nase zu atmen, signalisiert man dem Körper: bleib ruhig.“
Wunder sollte man davon allerdings nicht erwarten, gibt der Belgier zu. „Der Unterschied ist minimal. Aber wenn man die Technik beherrscht, bringt es eben doch einen kleinen Vorteil. Deshalb habe ich mir für die Vuelta sogar extra die Nasenhaare epilieren lassen.“
Auch Jonas Vingegaard nahm das Thema augenzwinkernd auf. „Du musst mit zur Vuelta kommen, um mir jeden Tag Nasenpflaster zu besorgen“, scherzte der Däne. Campenaerts lacht: „Natürlich ein Witz – aber wie man sieht, bin ich hier.“