Seit 2011 zieht
Luca Guercilena als Teamchef im Hintergrund die Fäden beim heutigen WorldTeam
Lidl-Trek. Doch was viele nicht wissen: Neben der sportlichen Verantwortung führte der Italiener in den vergangenen Jahren auch einen weit schwereren, persönlichen Kampf – gegen eine lebensbedrohliche Krebserkrankung.
In einem bewegenden Interview mit De Telegraaf spricht der 50-Jährige erstmals offen über seinen Gesundheitszustand. „Man stellte bei mir ein Lymphom fest. Ich begann sofort mit der Chemotherapie. Zunächst schien sie anzuschlagen, aber dann kam der Winter – mein Immunsystem war geschwächt“, erinnert sich Guercilena. Es folgten Covid-19, wiederholte Lungenentzündungen und zahlreiche weitere Virusinfektionen. „Meine Organe versagten nach und nach. Ich dachte, mein Leben sei vorbei.“
Die körperliche Verfassung verschlechterte sich dramatisch. „Ich nahm immer weiter ab. Irgendwann wog ich nur noch 58 Kilo“, so der Teamchef. Auch psychisch geriet er an seine Grenzen: „Wenn dir die Ärzte sagen, dass die Behandlung nicht anschlägt, denkst du daran, aufzugeben. Du liegst im Bett mit einer Sauerstoffmaske und fragst dich, welchen Sinn dein Leben noch hat – besonders, wenn du deine Kinder weinen siehst.“
Seine Familie – Ehefrau, Sohn und Tochter – gaben ihm dennoch die Kraft weiterzukämpfen. „Ich wollte für sie da sein. Und für mich.“ Trotz Leberversagen und einer schweren Mageninfektion fand er nach über 160 Tagen im Krankenhaus den Weg zurück ins Leben. Die Wende kam, als der Behandlungsplan geändert wurde – mit Erfolg.
Sein erstes Rennen nach dem Klinikaufenthalt war Mailand–Sanremo 2023. „Ich war extrem schwach und musste danach sofort wieder ins Bett. Aber ich wollte dieses Gefühl wieder spüren. Das hat mir Mut gemacht.“ Schritt für Schritt kam die Kraft zurück – auch durch die Arbeit mit seinem Team. „Die jungen Fahrer, ihre Ziele, ihre Energie – das hat mir sehr geholfen. Der Sport hat mich gerettet.“
Doch trotz aller Fortschritte bleibt die Diagnose bestehen. „Der Krebs wird nie ganz verschwinden. Viele, die ich im Krankenhaus kennengelernt habe, leben nicht mehr. Das vergisst man nicht.“ Umso mehr ist Guercilena dankbar: „Ich bin froh, durchgehalten zu haben. Und ich bin froh, dass ich diese Geschichte erzählen darf.“