Italien hat einen der besten Sprinter (Jonathan Milan) und Zeitfahrer (Filippo Ganna) der Welt. Dennoch kann Matteo Trentin nicht umhin, die sinkenden Zahlen in einem der traditionsreichsten Länder des Radsports zu bemerken. Die letzten großen Erfolge bei den Grand Tours stammen von Fahrern, die in den 1980er Jahren geboren wurden, und es sieht nicht so aus, als würde die neue Generation so schnell aufholen.
"Im Moment ist der italienische Radsport nicht in der besten Verfassung, aber ich fürchte, es wird noch viel schlimmer werden. Es besteht das Risiko, dass wir in 20 Jahren keine Spitzenfahrer mehr haben werden", so ein ehrlicher und besorgter Trentin gegenüber dem dänischen TV 2 Sport.
"Es ist eine schwierige Zeit für den italienischen Radsport. Vor Jahren war der Radsport hauptsächlich eine europäische Angelegenheit, aber das ist jetzt nicht mehr der Fall, und das erhöht natürlich die Konkurrenz.
Während es im Jahr 2000 noch 128 Italiener auf WorldTour-Ebene gab, ist die Zahl 25 Jahre später auf nur noch 57 gesunken. Zählt man die Männer mit italienischem Pass auf ProTeam-Ebene hinzu, erhält man weitere 64 Namen, darunter Trentin. Das ist immer noch weniger als die Zahl der WT-Fahrer vor 25 Jahren.
Und mit einer breiteren Basis wird natürlich auch das Niveau der Spitzenfahrer geringer werden, auch wenn das eher eine Folge des Aufstiegs von Nationen wie Slowenien sein dürfte.
"Auf der World Tour gibt es nicht mehr nur europäische Fahrer, obwohl es natürlich immer noch viele gibt, und das erhöht den Wettbewerb. Das hat man auch in Italien zu spüren bekommen."
Kann Italien hoffen, das Blatt in 5 oder 10 Jahren wenden zu können? Höchstwahrscheinlich nicht. Trentin weist auf ein noch dringenderes Problem hin, nämlich die Förderung von Talenten auf der italienischen Halbinsel:
"Als Rennradfahrer in Italien ist es extrem gefährlich, und wir haben nicht die nötige Infrastruktur dafür. Und es gibt auch keine gesunde Kultur, die sich um die Sicherheit der Radfahrer auf den italienischen Straßen dreht. Das ist etwas, das die Politiker angehen müssen, und es ist etwas, das ernst genommen werden muss", erklärt der Italiener.