In der Saison 2022 feierte der Frauenradsport den Aufstieg von
Marta Cavalli. Die Italienerin überzeugte als starke Bergfahrerin und Klassiker-Spezialistin, ihre Entwicklung versprach eine große Zukunft. Doch die heutige Fahrerin von Picnic PostNL fand nie mehr zu jener Form zurück. Nach zwei schwierigen Jahren, weit entfernt von den Besten des Pelotons, zieht sie nun die Konsequenz: Cavalli beendet ihre Karriere.
„Eine weitere Saison ist zu Ende, aber der Geschmack, den sie hinterlässt, ist ein anderer... Die jahrelange Jagd nach Träumen und Zielen fordert ihren Tribut, und nachdem ich literweise Schweiß vergossen, Kilometer gesammelt und immer wieder an meine Grenzen gegangen bin, fühle ich mich erschöpft“, erklärte sie auf Instagram. Ein begleitendes Statement ihres Teams bestätigte: Die 27-Jährige wird 2026 nicht mehr als Profi an den Start gehen.
Von großen Erfolgen zum schmerzhaften Abschied
„Die letzten Jahre waren aufgrund des ständigen Auf und Ab unglaublich schwierig. Ich habe einer Form hinterhergejagt, die nie zurückgekehrt ist. Meine Beine fühlten sich nie so stark an, wie ich es mir erhofft hatte, und meine Motivation ließ nach. Oft stand ich am Scheideweg, aber ich habe mich immer entschieden, weiterzumachen, weil ich nie gerne aufgegeben habe.“
Cavalli gewann das Amstel Gold Race der Damen im Jahr 2022. @Imago
Mit dem FDJ-Team erlebte Cavalli ihre erfolgreichste Zeit. 2022 gewann sie das Amstel Gold Race Ladies, den Flèche Wallonne Féminine und wurde Zweite beim Giro Donne. Dazu feierte sie den Sieg bei der Mont Ventoux Dénivelé Challenge und belegte Rang fünf bei Paris-Roubaix Femmes – ein Beweis für ihre Vielseitigkeit im internationalen Peloton.
„Vor einem Jahr erlebte ich einen der schwierigsten Momente, den ich überwunden habe (zum Glück nicht allein), und ich lief wieder mit einer Startnummer auf dem Rücken. Ein Jahr später kann ich mit ruhigem Gewissen sagen, dass ich mich dieser Welt nicht mehr zugehörig fühle und dass es an der Zeit ist, mich von der Gruppe zu verabschieden, weil meine Arbeit hier getan ist.“
2025 erreichte Cavalli bei der Premiere von Mailand-Sanremo der Frauen noch beinahe die Top 10. Für eine Fahrerin ihres Formats blieb es jedoch ein kleiner Erfolg. „Ich kann meine Enttäuschung nicht verbergen, aber der Zeitpunkt ist gekommen, an dem es am besten ist, loszulassen und andere Träume zu verfolgen, die ich hatte. Ich hatte in den letzten Jahren so viel Spaß im Sattel, habe so viele Menschen kennengelernt und so viele sinnlose Abenteuer erlebt.“
„Ich habe so vielen Menschen zu danken, vor allem den Teams, die mich begleitet und unterstützt haben. Es ist an der Zeit, die Welt aus einer anderen Perspektive zu entdecken und ein ‚normaleres‘ Leben zu führen“, schloss Cavalli.