„Ich dachte, wir machen den Sport sicherer“ - Lance Armstrong und Bradley Wiggins hinterfragen Tour de France-Organisatoren nach Etappe 3

Radsport
durch Nic Gayer
Dienstag, 08 Juli 2025 um 11:05
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Die 3. Etappe der Tour de France 2025 versprach einen ruhigen Sprinttag, doch stattdessen lieferte sie reichlich Dramatik, insbesondere für die Sprinter, und sorgte auch bei den Gesamtfahrern für Sorge. Im Podcast TheMove diskutierten Lance Armstrong, Bradley Wiggins und George Hincapie die Geschehnisse und Stürze, die die Etappe prägten.
Der spektakulärste Vorfall war der Sturz von Jasper Philipsen beim Zwischensprint. Armstrong sprach offen über die Risiken auf diesem Niveau: „Wenn man sich beim Radfahren noch nie das Schlüsselbein gebrochen hat, ist man noch nicht oft genug gefahren, weil es einfach immer passiert.“ Philipsen landete unglücklich auf der rechten Schulter, ein klassischer Sturz, der schwer zu verhindern ist.

"Es ist ein Berufsrisiko"

Wer die Schuld am Sturz trägt, blieb unklar. Teamkollegen wie Biniam Girmay und Bryan Coquard waren beteiligt, doch Armstrong betonte: „Ich glaube nicht, dass irgendjemand die Schuld trägt. Es ist ein Berufsrisiko bei dem, was diese Leute tun.“
Den Etappensieg sicherte sich Tim Merlier, der mit einer beeindruckenden Solofahrt an der Seite des Pelotons ankam. Hincapie beschrieb den Zieleinlauf als einen der stärksten, die er je gesehen habe: „Er wirkte fast 10 km/h schneller als der Zug vorne und brauchte nicht einmal seine Teamkollegen.“
Armstrong ergänzte: „Er war genau im richtigen Moment da. Es war eng, aber er wusste, was er tat.“
Neben dem Sieg drehte sich das Gespräch um Jonathan Milan, dessen ungewöhnliche Sprinttechnik auffiel. Armstrong kommentierte: „Er sieht aus, als wäre er überall auf dem Rad – Kopf hier, Sitz hoch, ein großer Kerl.“ Wiggins fügte den Kontext hinzu: „Milan ist Weltrekordhalter über 4.000 Meter Einzelverfolgung, unter vier Minuten. Das erklärt viel.“
Doch die Stürze beschränkten sich nicht auf Philipsen. Mehrere Fahrer gingen zu Boden, was Fragen zur Sicherheit der Streckenführung aufwarf. Wiggins kritisierte: „Ich dachte, wir würden den Sport sicherer machen. Die Zielgerade heute war etwas, das ich lange nicht mehr gesehen habe.“

Kritik an der ASO

Er erinnerte daran, wie die ASO früher die Straße auf den letzten Kilometern entschärft hatte: „Es gab Zeiten, da wurden Absperrungen entfernt, um die Sicherheit zu erhöhen. Davon scheinen wir heute weit entfernt zu sein.“
Ein weiterer Rückschlag traf Remco Evenepoel, der kurz vor dem Zeitfahren stürzte und nach einem schwierigen Start in die Tour Pech hatte. Hincapie spekulierte über die Stimmung im Team: „Die Moral wird heute Abend am Esstisch viel höher sein.“
Wiggins sah das anders: „Ihr GC-Fahrer liegt am Boden. Die Ziele innerhalb des Teams sind so unterschiedlich, dass es keinen echten Zusammenhalt gibt.“
Er zog Parallelen zur Teamdynamik bei der Tour 2012, als es zu Spannungen im Sky-Team kam: „Damals kämpften Cavendish und andere um Etappensiege und das Grüne Trikot. Ich musste eingreifen und die Führungsarbeit übernehmen.“
Das Gespräch endete mit einem Einblick in Mark Cavendishs Sprinttaktik. Wiggins erinnerte sich: „Cav sagte immer: ‚Macht euren Job, ich finde euch schon. Schaut nicht nach mir.‘ Er rechnete ständig, aber am Ende hat er jeden gefunden.“
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