Die Straßen von Kigali waren am ersten Tag der
Weltmeisterschaft Schauplatz zweier beeindruckender Demonstrationen: Marlen Reusser und
Remco Evenepoel dominierten die Zeitfahrwettbewerbe der Elite. Besonders die Leistung des Belgiers sorgte für offene Münder – nicht nur wegen des Sieges, sondern vor allem wegen der Art und Weise, wie er
Tadej Pogacar distanzierte.
Evenepoel überholte den Slowenen auf der Strecke und sicherte sich damit seinen dritten Weltmeistertitel im Einzelzeitfahren in Folge. „Ich habe mich noch nicht wirklich davon erholt. Bei diesem ersten Zwischenfall bin ich fast vom Stuhl gefallen. Ich dachte, es sei unmöglich. Er wird ihn nicht überholen? Das kann doch nicht wahr sein? Das ist doch Pogacar!“, analysierte der belgische Experte José de Cauwer bei Sporza.
Für Evenepoel war es ein sportliches Statement nach schwierigen Monaten. Im Bergzeitfahren der Tour de France war er von Jonas Vingegaard überholt worden, seine Sommerziele schienen zu zerbrechen. Doch der Etappensieg bei der Tour und nun der Triumph in Ruanda markieren ein bemerkenswertes Comeback. „Dieser Schlag ins Gesicht – der Sturz im Dezember. Dann die Tour, wo Pogacar nah dran war. Man könnte meinen, er hätte Zeit aufgeholt. Aber jetzt liegen sie wieder weit auseinander“, erklärte de Cauwer.
Ilan van Wilder war die Überraschung des Tages und stand zusammen mit Remco Evenepoel auf dem Podium der Weltmeisterschaften. @Sirotti
Die Schwäche Pogacars und die Dominanz Evenepoels machen das Straßenrennen am Sonntag nun völlig offen. „Im ersten Moment denkt man, ja, das öffnet die Tür. Aber es ist Pogacar – sag niemals nie. Genau das macht den Sport so faszinierend“, betonte de Cauwer.
Die belgische Erfolgsstory wurde durch Ilan van Wilder abgerundet. Der 24-Jährige fuhr überraschend auf Platz drei und bestätigte damit seine Entwicklung zum starken Zeitfahrer und Kletterer. „Ich habe gesagt, dass Ilan der glücklichste Mann auf dem Podium ist. Das könnte ihm einen großen Schub geben. Er steht an einem Punkt, an dem er sich fragt, wohin seine Karriere gehen soll: eigene Ambitionen oder die Rolle als Domestike? Mit dieser Medaille sehen wir jetzt vielleicht den echten Van Wilder“, so de Cauwer weiter.
Der doppelte Podiums-Erfolg löste im belgischen Lager Euphorie aus. „Das gibt einen enormen Auftrieb, auch fürs Team. Die Stimmung im Hotel ist jetzt eine ganz andere. Das pusht auch Remco zusätzlich. Und er hat noch Ziele. Das könnten fantastische Wochen werden. Wo wird das enden?“, fragte sich de Cauwer abschließend.