„Ich bin extrem viele Rennen gefahren“ – Vingegaard unterstützt die Kritik seiner Frau

Radsport
Sonntag, 30 November 2025 um 19:00
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Jonas Vingegaard räumte die hohe Belastung durch seinen Renn- und Trainingskalender ein – Aussagen, die die Sorgen seiner Frau Trine Vingegaard Hansen während der Tour de France 2025 widerspiegeln. Deren Interviews über Arbeitslast, familiäre Balance und überzogene Anforderungen waren im Juli in ganz Dänemark viral gegangen.
Der zweifache Toursieger äußerte sich dazu, während er die Vorbereitung auf die neue Saison intensiviert, und blickte dabei auf ein Jahr zurück, das nicht nur von zahlreichen Rennen, sondern auch von wiederholten, teils langen Trainingslagern geprägt war. Genau diese strukturelle Überlastung hatte die öffentliche Kritik seiner Frau am eng getakteten Kalender entfacht.

Vingegaards Aussagen greifen die Themen des Tour-Sturms auf

Während der Tour de France gab Trine Vingegaard Hansen markante Interviews Politiken und Jyllands-Posten, in denen sie davor warnte, dass die Anforderungen an den Leader von Team Visma | Lease a Bike ein nachhaltiges Maß überschreiten könnten.
„So wie ich Jonas kenne, würde ich sagen, dass das Team inzwischen zu viel von ihm verlangt. Ich fürchte, er brennt an beiden Enden“, sagte sie damals. Zugleich mahnte sie, der Mensch hinter dem Athleten gehe im Hochleistungsbetrieb zu oft verloren: „Man vergisst manchmal den Menschen hinter dem Sportler – und wie man tatsächlich das Beste aus ihm herausholt.“
Besonders kritisch sah sie den permanenten Rhythmus aus Höhentrainingslagern, der Vingegaards Fähigkeit zur Erholung beeinträchtige. „Jonas lädt keine Batterien auf, wenn er mit dem Team in ein weiteres dreiwöchiges Höhenlager fährt. Er muss zu Hause in Dänemark bei uns sein, um wirklich zu sich zu kommen.“
Ihr übergeordneter Appell zielte auf die Bedeutung von Routine, Ruhe und familiärer Stabilität. „Er ist sehr routinenorientiert. Manchmal muss er in der ruhigstmöglichen Umgebung resetten – nur mit der Familie. Das ist ein zentraler Teil seiner Persönlichkeit und auch ein Grund für seinen Erfolg.“
In Jyllands-Posten äußerte sie zudem ihren Frust darüber, dass die Familie von Jonas Vingegaards Gehirnerschütterung bei Paris–Nizza über die Fernsehübertragung erfuhr – und nicht direkt vom Team. „Allen im Team ist bekannt, dass wir als Familie erst über das Fernsehen davon erfahren haben. Es ist schlechter Stil, nicht einmal kurz eine Nachricht zu schicken, um zu sagen, dass alles in Ordnung ist. Das kann ich schlicht nicht nachvollziehen.“
Besonders zugespitzt war ihre Aussage mit Blick auf das Familienleben seit der Geburt ihrer Tochter: „In vielerlei Hinsicht begann der Countdown bis zum Ende seiner Karriere, als wir unser erstes Kind bekamen.“
Jonas Vingegaard

Vingegaard beschreibt das Ausmaß seiner eigenen Arbeitslast

Monate später unterstreichen Vingegaards jüngste Aussagen dieselben Druckpunkte – insbesondere das enorme Ausmaß an Zeit, die er in Trainingslagern verbringt.
„In manchen Jahren war ich im Dezember, Januar, Februar, Mai und Juni im Trainingslager. Dazu bin ich extrem viele Rennen gefahren. Das ist, als würde man die Zitrone auspressen – es ist einfach hart. Da denke ich, dass wir vieles smarter angehen könnten“, sagte Vingegaard gegenüber Ekstra Bladet.
Besonders die Länge dieser Belastungsblöcke empfinde er als schwierig. „Für mich persönlich ist es hart, drei Wochen am Stück von zu Hause weg zu sein“, ergänzte der Däne.

Vorstoß, Familienzugang vertraglich zu verankern

Vingegaard bekräftigte außerdem seine Ansicht, dass Fahrern vertraglich die Möglichkeit eingeräumt werden sollte, Familienmitglieder zu ausgewählten Trainingslagern mitzunehmen – und zwar unabhängig vom Status innerhalb des Teams.
„Ja, natürlich. Bei Trainingslagern geht es dann darum, Orte zu finden, an denen man die Familie dabeihaben kann“, sagte er. „Das ist sehr individuell: Manche haben kein Problem damit, ihre Familie lange zu Hause zu lassen, für andere ist das deutlich schwieriger.“
Mit aufeinanderfolgenden Teamcamps im Dezember und Januar beginnt für den Dänen eine weitere Saison, in der Fragen nach Arbeitslast, Regeneration und familiärer Balance erneut in den Fokus rücken – und damit genau jene Themen, die Trine Vingegaard Hansen bereits während der Tour de France angesprochen hatte.
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