Der Zeitfahrsieg von
Remco Evenepoel auf der 4. Etappe des Critérium du Dauphiné 2025 bedeutete nicht nur einen sportlichen Erfolg für den Belgier – er markierte zugleich ein historisches Kapitel in der Geschichte seines Teams. Für Soudal – Quick-Step war es laut eigener Aussage der 1.000. Sieg der Teamhistorie. Ein Meilenstein, der für Gänsehaut sorgte – insbesondere bei Teamgründer
Patrick Lefevere.
„Ich werde nicht schnell emotional, aber heute hatte ich definitiv einen Kloß im Hals“, gestand Lefevere im Interview mit Sporza. Der mittlerweile pensionierte Teamchef zeigte sich tief bewegt, als ihm die historische Dimension des Erfolgs bewusst wurde. „Ich habe viele Emotionen gespürt, denn ich beginne erst jetzt zu begreifen, was diese 1.000 Siege wirklich bedeuten. Das hat vor uns noch niemand geschafft.“
Dass dieser Moment mit einem Sieg von Remco Evenepoel, dem Aushängeschild der aktuellen Generation, einherging, verlieh dem Anlass zusätzlichen Glanz. „Die Leute sagen: ‘Ja, Movistar hat auch 999’, aber die gibt es schon seit 1980“, so Lefevere weiter. „Wir haben 2003 angefangen – und da sind Weltmeistertitel und Olympiasiege unserer Fahrer noch gar nicht mitgezählt.“
Tatsächlich liest sich die Liste der Fahrer, die unter Lefeveres Leitung große Erfolge feierten, wie ein Who’s who des modernen Radsports: Tom Boonen, Mark Cavendish, Julian Alaphilippe – und nun Remco Evenepoel. Seit der Gründung 2003 als Quick-Step–Davitamon ist das Team aus Belgien fester Bestandteil der Weltspitze und hat in jedem Jahr bedeutende Siege eingefahren – ob bei Klassikern, Grand Tours oder in Zeitfahren wie jenem am Mittwoch.
"Hätte ich mir das jemals zu träumen gewagt? Nein, überhaupt nicht. Ich habe nicht einmal erwartet, dass wir so lange ein Team haben würden", lacht er. "Ich habe immer hart dafür gearbeitet. In den Jahren 2010 und 2011 hatten wir eine schwierige Phase, aber dann haben wir einige Änderungen vorgenommen und Zdenek Bakala kam als Eigentümer an Bord. Seitdem haben wir wieder den richtigen Weg gefunden und brechen Jahr für Jahr Rekorde. Die Leute konzentrieren sich auf die Quantität unserer Siege, aber wir sollten auch die Qualität nicht vergessen."
Lefevere hat einen großen Anteil am Erfolg von Soudal - Quick-Step in den letzten Jahren
Der Etappensieg von Evenepoel war somit nicht nur ein sportliches Statement auf dem Weg Richtung Tour de France, sondern auch ein symbolischer Höhepunkt einer Teamgeschichte, die von Dominanz, Konstanz und Siegermentalität geprägt ist. Während der sportliche Fokus längst auf den Sommer gerichtet ist, darf dieser Moment jedoch für einen Augenblick gefeiert werden. Ein Moment, der Patrick Lefevere, den sonst so nüchternen Strategen, zu Tränen rührte.
Lefevere, der es immer schwer hat, es allen recht zu machen, weist aber auch darauf hin, dass der 1.000ste Sieg eigentlich zu spät kommt: "Bin ich froh, dass es Remco war? Eigentlich sollte es Tim Merlier Anfang der Woche bei der Antwerp Port Classic sein", lacht er. "Da hätte ich mich genauso gefreut, aber das hier ist etwas ganz anderes. Remco, solo, in seinem Weltmeistertrikot, gewinnt ein World Tour-Rennen... Das ist wirklich die Kirsche auf dem Sahnehäubchen."
Auf die Frage nach einem Favoriten unter den 1.000 Fahrern lehnt Lefevere ab: "Der heutige Tag war etwas Besonderes, aber das wäre nicht respektvoll gegenüber all den Menschen, die zu jedem einzelnen dieser Siege beigetragen haben", urteilt er. "Nicht nur die Fahrer, sondern auch die Mitarbeiter und das gesamte Betreuungsteam."
"Unter meiner Leitung haben wir 984 davon gewonnen", sagt er, obwohl sich die Feierlichkeiten auf ein Minimum beschränken. "Ich trinke zwar gerne etwas, aber ich bin allein zu Hause, also werde ich das heute Abend nicht tun. Ich versuche auch, auf meine Ernährung zu achten - oder versuche es zumindest - also werde ich heute Abend einen trinken, aber ich werde nicht feiern gehen.