Franzose bremst Vingegaards WM-Träume: „Pogacar würde ihn zerstören“

Radsport
Dienstag, 19 August 2025 um 20:00
Vingegaard
Jonas Vingegaard ist mittlerweile Stammgast auf den Podien der Grand Tours – doch wenn es um die prestigeträchtigsten Eintagesrennen geht, bleiben große Zweifel. Im Eurosport-France-Podcast Bistrot Vélo fand Ex-Profi Thomas Rossetto klare Worte zu Vingegaards Chancen bei Weltmeisterschaften oder Il Lombardia.
„Er würde von Pogacar in einem Eintagesrennen zerstört werden. Die WM oder Lombardia sind nicht die 1. Etappe der Tour“, sagte Rossetto unverblümt und stellte infrage, ob der Däne überhaupt für die Anforderungen von Eintagesrennen gebaut ist.
Die Bemerkung fiel im Zusammenhang mit Vingegaards Status als Topfavorit für die Vuelta a España – wo seine Grand-Tour-Qualitäten außer Frage stehen. Doch die Diskussion im Podcast schlug schnell in eine spekulativere Richtung um: Könnte Vingegaard eines Tages tatsächlich Tadej Pogacar und Remco Evenepoel bei den Monumenten oder Weltmeisterschaften herausfordern?

Von Grand Tours zu eintägigem Ruhm?

Der Moderator der Sendung sprach eine wachsende Neugier aus, die viele Radsportfans teilen: Jonas Vingegaard endlich auch abseits der Grand Tours im Test zu sehen. „Ich will dieses Duell sehen – nicht in Etappenrennen, sondern in Eintagesrennen“, sagte er. „Auf hartem, hügeligem Terrain ist Vingegaard Pogacars bester Rivale. Ich will einfach ein echtes Duell sehen.“
Rossetto hingegen blieb skeptisch: „Eintagesrennen sind keine Grand-Tour-Etappen“, meinte er. „Die WM in Kigali wird 250 Kilometer lang – sechs oder sieben Stunden im Sattel. Das ist ein anderer Sport. Vingegaard ist solche Rennen nicht gewohnt.“
Und die Fakten sprechen für sich: In den vergangenen Jahren war Vingegaard bei Eintagesrennen kaum präsent. Seit Beginn der Saison 2024 ist er nur bei einem gestartet – der Clásica San Sebastián, die er nicht beendete. Bei Weltmeisterschaften stand er als Profi noch nie am Start. Auch die Olympischen Spiele hat er noch nie bestritten.
Entsprechend bleibt Rossetto überzeugt: „Ich habe gesehen, was passiert, wenn Fahrer versuchen, beides zu kombinieren. Er gehört nicht zu den wenigen, die das können. Bei einer WM? Ich würde jedes Mal gegen ihn wetten.“
JonasVingegaard
Es wird allgemein erwartet, dass Vingegaard noch in diesem Jahr bei der Weltmeisterschaft in Ruanda sein Debüt gibt.

Unangefochtener Vuelta-Favorit

Uneinig sind sich die Analysten allerdings nicht, wenn es um Vingegaards Rolle als Favorit der Vuelta a España geht. In ihren Sternebewertungen für das Rennen erhielt Vingegaard als einziger Fahrer fünf Sterne. Das UAE-Duo João Almeida und Juan Ayuso bekam jeweils drei Sterne. Niemand erhielt vier – eine bewusste Entscheidung, um die Lücke zwischen dem Dänen und dem Rest zu verdeutlichen.
„Ich hätte Ayuso und Almeida vielleicht vier Sterne gegeben. Aber abgesehen von diesen dreien gibt es einen großen Abfall“, erklärte Rossetto. „Ich hoffe nur, dass Almeida und Ayuso nach Andorra nicht schon drei Minuten zurückliegen. Denn wenn Vingegaard in Tour-Form ist, könnte es schon vorbei sein, bevor es richtig angefangen hat.“

Leichte Rennbelastung, maximaler Fokus

Vingegaards Saison 2025 wurde bewusst sparsam gestaltet. Er startete früh im Jahr bei der Algarve-Rundfahrt, stürzte bei Paris–Nice, kehrte für das Critérium du Dauphiné zurück und dann für die Tour de France. Das war sein gesamter Rennkalender. „Er ist im vergangenen anderthalb Jahren nicht viel gefahren – vielleicht zu wenig“, sagte Rossetto. „Aber die Vuelta könnte der Zeitpunkt sein, an dem er seinen Höhepunkt erreicht.“
Während der Tour deuteten einige Anzeichen darauf hin, dass Vingegaard seinen Fokus auf die Vuelta gelegt hatte. Er vermied es auffällig, die Champs-Élysées zu sprinten, und wirkte in den letzten Etappen eher zurückhaltend. Für Rossetto war das kein Zufall: „Er dachte voraus. Er hat nicht alle seine Kräfte aufgebraucht. Und anders als im letzten Jahr, als er hinter Sepp Kuss landete, wird er diesmal selbst gewinnen wollen.“
Vorerst bleibt Vingegaards Dominanz auf dreiwöchige Rundfahrten beschränkt. Ob sein Vermächtnis jemals auf die Eintages-Klassiker übergreifen wird, ist noch unklar – und vielleicht eine Frage, die Vingegaard sich selbst noch stellen muss.
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