Remco Evenepoel feierte in der vergangenen Woche sein mit Spannung erwartetes Comeback im Renngeschehen – und erinnerte die Radsportwelt sofort an seine Klasse. Beim Sieg bei der Brabantse Pijl meldete sich der Belgier eindrucksvoll zurück, bevor er beim
Amstel Gold Race mit einem starken dritten Platz nachlegte. In einem packenden Sprint-Finale zu dritt musste er sich dort überraschend Mattias Skjelmose geschlagen geben, der sowohl Evenepoel als auch
Tadej Pogacar überrumpelte.
Trotz des knapp verpassten Sieges erhielt Evenepoel viel Lob – besonders von
Marc Sergeant,
der sich gegenüber HLN äußerte. Sergeant hob insbesondere hervor, wie beeindruckend Evenepoel Pogacar nach einer seiner typischen Soloattacken wieder einholen konnte – etwas, das sonst nur sehr selten gelingt.
"Er macht bis zum letzten Kilometer alles perfekt – aber im Finale hätte er es anders lösen können. Er lässt sich zu leicht abdrängen“, analysierte Marc Sergeant.
Zugleich stellte er Überlegungen zu Evenepoels mentaler Verfassung im Finale an: "War er zu gierig? War Evenepoel nach der Brabantse Pijl vielleicht etwas übermotiviert? Dachte er sich: Ich habe Van Aert im Sprint geschlagen, also schaffe ich das auch gegen Pogacar?“
Trotz der Kritik äußerte Sergeant große Bewunderung für die Gesamtleistung des Belgiers: "Abgesehen vom Sprint: Was für ein Rennen Evenepoel wieder fährt“, so der 65-Jährige weiter. „Nach diesem Amstel ist es wahrer denn je: Nicht nur Pogacar, auch Evenepoel kann buchstäblich jedes Eintagesrennen gewinnen. Sie haben so starke Motoren, dass sie jeden Gegner auf jedem Terrain erdrücken können.“
Tatsächlich sieht Marc Sergeant Remco Evenepoel inzwischen auf Augenhöhe mit Tadej Pogacar – und traut ihm sogar zu, dessen Erfolge bei den Monumenten nachzuahmen. "Sogar in Roubaix. Gib ihm noch ein paar Jahre, und es würde mich nicht überraschen, wenn er Ähnliches schafft wie Pogacar letzte Woche.“
Und was den Slowenen selbst betrifft, glaubt Sergeant nicht, dass dieser allzu enttäuscht sein dürfte: "Es dürfte eine der ersten Male gewesen sein, dass jemand seinen üblichen Code in solch einem Rennen knackt“, erklärte er.
"Normalerweise kann er ab 50 Kilometer vor dem Ziel alleine fahren. Aber diesmal nicht. Das stimmt zuversichtlich für Lüttich–Bastogne–Lüttich. Vor allem, weil ich mich vorsichtig frage: Gibt es nach all den intensiven Wochen vielleicht doch einen kleinen Abwärtstrend bei Pogacar?“
Mit Blick auf die kommenden Rennen vermutet Sergeant zudem, dass Pogacar die Flèche Wallonne auslassen könnte, um sich voll auf Lüttich zu konzentrieren: "Es würde mich nicht wundern, wenn Pogacar seinen Start beim Wallonischen Pfeil absagt. Einfach regenerieren – und dann in Lüttich auf Revanche fahren.“ Das Ardennen-Monument findet an diesem Sonntag statt.