„Es war ein Fehler, ihm zu folgen“ - Giulio Ciccone muss für seine schnelle Reaktion auf Jonas Vingegaards Angriff bezahlen

Radsport
durch Nic Gayer
Montag, 01 September 2025 um 13:30
Ciccone
An den steilen Hängen von Valdezcaray entbrannte auf der 9. Etappe der Vuelta a Espana 2025 der Kampf um die Gesamtwertung endgültig. Giulio Ciccone wagte einen mutigen Vorstoß, um dem zweifachen Tour-de-France-Sieger Jonas Vingegaard zu folgen – und zahlte dafür einen hohen Preis.
Etwa 11 Kilometer vor dem Ziel zündete Vingegaard den Turbo, ausgelöst durch seinen Teamkollegen Matteo Jorgenson. Ciccone schien für einen Moment das perfekte Hinterrad gefunden zu haben. Doch die Intensität des Angriffs erwies sich als zu hoch: Innerhalb eines Kilometers musste der Italiener abreißen lassen. Joao Almeida, Tom Pidcock und Felix Gall zogen an ihm vorbei, während Ciccone mit 1:46 Minuten Rückstand auf die GC-Gruppe das Ziel erreichte.

Ein ehrliches Eingeständnis

„Ich glaube, ich bin zu schnell gefahren. Es war einfach zu hart für mich“, gestand Ciccone nach der Etappe, immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen. „Ich habe wirklich alles gegeben, aber vielleicht war es ein Fehler, ihm zu folgen. Vielleicht hätte ich von Beginn des Anstiegs an mein eigenes Tempo fahren sollen.“
Vingegaard gewann die Etappe schließlich im Alleingang
Vingegaard gewann die Etappe schließlich im Alleingang
Ciccone reflektierte damit den schmalen Grat zwischen Mut und Übermut, der Grand Tours so entscheidend prägt. Der LIDL-Trek-Fahrer hatte den Tag über eine starke Position innegehabt: Dank der Unterstützung von Mads Pedersen und der restlichen Mannschaft wurde er am Fuße des letzten Anstiegs optimal positioniert. Was folgte, war ein kalkulierter, aber zu ambitionierter Versuch, Vingegaard zu kontern.

Taktik, Timing und die Realität des Rennens

Obwohl der Vorstoß nicht zum Erfolg führte, zeigt Ciccones Einsatz seinen Kampfgeist. Die Etappe machte deutlich, wie entscheidend Timing, Teamunterstützung und die individuelle Einschätzung der eigenen Kräfte sind. Vingegaard demonstrierte einmal mehr die Kontrolle, die sein Team Visma - Lease a Bike über das Rennen ausübt, und setzte Ciccone und andere GC-Konkurrenten unter Druck.
„Das Gefühl war gut. Wir hatten das Selbstvertrauen, heute etwas zu versuchen“, erklärte Ciccone. „Manchmal klappt es, manchmal nicht. Heute war Jonas unheimlich stark. Aber wir werden es wieder versuchen, das ist sicher.“

Blick nach vorne: Chancen trotz Rückstand

Vor dem Ruhetag liegt Ciccone auf Rang sechs der Gesamtwertung. Auch wenn Vingegaards Dominanz die Podiumschancen schwieriger erscheinen lässt, bleiben Almeida, Pidcock und andere Fahrer angreifbar. Das bevorstehende Hochgebirge bietet dem Italiener und LIDL-Trek neue Möglichkeiten, aggressiv zu agieren und Zeit gutzumachen.
Ciccone zieht bereits Lehren aus seinem Risikoangriff: „Ich habe mein Bestes gegeben. Aber vielleicht wähle ich beim nächsten Mal meinen eigenen Rhythmus.“ Für ihn und sein Team bleibt klar: Mut zahlt sich aus, doch Präzision und Geduld sind der Schlüssel zu einer erfolgreichen Gesamtwertung.
LIDL-Trek kann weiterhin auf seine Doppelstrategie aus Angriffslust und Teamkontrolle setzen. Ciccones Einsatz, gepaart mit der Unterstützung von Pedersen und den Helfern, unterstreicht, dass das Team auch in der zweiten Rennhälfte eine der offensivsten Formationen bleiben wird.
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