Die Taktik von
Visma - Lease a Bike sorgt weiter für Gesprächsstoff – nicht zuletzt bei
Tadej Pogacar selbst. Nach der sechsten Etappe der
Tour de France zeigte sich der Slowene irritiert über das aggressive Rennen der Niederländer. Besonders die frühen Attacken und der späte Sprint von Matteo Jorgenson ließen ihn ratlos zurück. Die Antwort des Teams kam prompt – klar, direkt und unmissverständlich.
„Es ist gut, dass er es nicht versteht. Wir haben unsere eigene Taktik und haben genau das gemacht, was wir wollten. Punkt“, stellte Sportdirektor
Grischa Niermann im Interview mit Sporza unmissverständlich klar.
"Es ist ein Kompliment"
Bereits zu Beginn des Tages hatte Visma das Rennen offensiv gestaltet, zwang das UAE-Team mehrfach zum Reagieren und übernahm in der Schlussphase das Kommando. Simon Yates schaffte zwar den Sprung in die Ausreißergruppe, am Ende blieb der erhoffte Effekt jedoch aus. Dafür brachte Vismas Tempo Pogacar fast ins Gelbe Trikot – ein Nebeneffekt, den Niermann als unerheblich einstuft.
„Wollten wir ihn in Gelb? Auf keinen Fall“, betonte der Sportliche Leiter. „Ich höre das, aber ich glaube, die UAE sind bis sechs Kilometer vor dem Ziel gefahren und haben die Führung übernommen. Dann haben sie auch entschieden, dass Pogacar fast im Gelben Trikot geblieben wäre.“
Kritik an der Herangehensweise seiner Mannschaft begegnet Niermann gelassen – und durchaus mit einem Hauch Ironie: „Es begann am ersten Tag. Was soll ich von der Kritik halten? Ich finde, es ist ein Kompliment, dass er sich bei uns einmischt. Wir schauen auf uns, bestimmen unsere eigene Taktik und mischen uns nicht ein.“
Unterstützung kommt auch von
Tiesj Benoot, der in der Schlussphase maßgeblich am hohen Tempo beteiligt war. Für ihn steht fest: Eine gezielte Attacke auf das Gelbe Trikot Pogacars war nie Teil des Plans. „Dass er verwirrt ist? Ich bin auch oft verwirrt, wenn wir in die Berge fahren“, sagte Benoot mit einem Lächeln. „Nein, wir haben nie darüber gesprochen, Tadej im Gelben Trikot zu behalten. Dass er fast in Gelb war, liegt daran, dass man Van der Poel nicht genug Vorsprung gegeben hat.“
Am Ende sei es nur darum gegangen, den finalen Anstieg so schnell wie möglich zu bewältigen. „Das machte es für Jonas einfacher, bei einem so explosiven Finish keine Zeit zu verlieren. Mehr war da nicht drin. Gelb wurde nicht einmal in Betracht gezogen.“
Während Pogacar rätselt, fährt Visma unbeirrt ihren eigenen Kurs – mit klarer Linie, selbstbewusster Kommunikation und einer Strategie, die vielleicht nicht jeder versteht. Aber das scheint genau so gewollt.