Die Kriteriumsserie nach der
Tour de France ist eine langjährige Tradition im Profiradsport: Schaurennen in Europa und Asien (meist in Frankreich und Belgien in den folgenden Wochen) nach Saisonende. Die Singapore und
Saitama Criteriums standen zuletzt oft im Rampenlicht und bieten Fahrern die Gelegenheit, Urlaub fernab zu machen und neue Kulturen kennenzulernen. Der sportliche Teil gefällt jedoch nicht allen – auch
Mads Pedersen nicht.
Von außen ist es vielleicht nicht offensichtlich, doch diese Events haben meist ein festgelegtes Resultat, der Ausgang wird im Vorfeld abgesprochen, oft mit den großen Stars im Mittelpunkt. In Saitama gewann jüngst etwa Jonas Vingegaard ein flaches Kriterium nach einem Angriff auf Primoz Roglic; Jonathan Milan (im Grünen Trikot der Tour de France) und Kaden Groves sprinteten aufs Podium.
Der Begriff Schaurennen ist wörtlich zu nehmen: Es geht darum, die Radsportfans in den gastgebenden Ländern anzuziehen und Spektakel zu bieten – in zwei Nationen, die nur selten die Chance haben, die besten Fahrer und Teams der Welt live zu sehen. Die Profis werden für ihre Anwesenheit großteils bezahlt, viele nutzen zudem die Gelegenheit, neue Länder zu entdecken – oder Orte, die sie besonders mögen.
Auf der anderen Seite gibt es Fahrer, die kein Interesse an solchen Veranstaltungen haben. Der stets direkte Mads Pedersen geht so weit zu sagen, sie seien schrecklich anzusehen, und der Aspekt der fixierten Ergebnisse mache das Ganze eher befremdlich. „Ich habe schon ein paar Mal abgelehnt. Man sollte niemals nie sagen, aber es ist das Letzte, was ich tun möchte“, sagte der Däne in seinem eigenen Podcast Lang Distance.
Schrecklich anzusehen
„Es ist abgemacht. Es ist so schrecklich anzusehen, weil keiner der Fahrer auch nur versucht, es wie ein echtes Radrennen aussehen zu lassen. Wichtiger ist, dass sie irgendeinen Fahrradhelm mit Zylinder aufsetzen und oben eine Klappe tragen, eingepackt in einen Sumoringer-Anzug. Dafür werden sie bezahlt“, argumentiert er.
Wird Pedersen dennoch im kommenden Jahr bei solchen Events starten? Die Lage könnte sich ändern, denn der
Lidl-Trek-Fahrer will zur Tour de France zurückkehren – und hat nach Jonathan Milans Erfolg mit dem Grünen Trikot in diesem Jahr gute Chancen. Pedersen, der die Punktewertung sowohl beim Giro d’Italia als auch bei der Vuelta a España in diesem Jahr gewann, hätte mit dem US-Team gewiss ein ernstes Thema, sollte ihm ein Start bei der Grand Boucle zum zweiten Mal in Folge verwehrt werden.