„Es gibt keinen Plan B" – Vuelta-Direktor pocht auf kompromisslose Fortsetzung des Rennens

Radsport
Mittwoch, 10 September 2025 um 8:00
JavierGuillen (2)
Javier Guillén, Direktor der Vuelta a Espana, hat sich zu der erneuten Änderung des Etappenziels geäußert, die wegen Pro-Palästina-Protesten auf der 16. Etappe notwendig wurde. Auf einer Pressekonferenz zeigte er sich enttäuscht über die Vorfälle:
„Man kann Etappen nicht einfach verkürzen, man darf die Durchfahrt der Fahrer nicht blockieren – das ist illegal“, betonte Guillén nachdrücklich. „Das Strafgesetzbuch und das Sportgesetz sind hier eindeutig. Wir stehen für den Sport, und Sport soll verbinden. Alles andere hat mit Sport nichts zu tun.“
Pro-palästinensische Demonstranten ließen nicht zu, dass die Bühne fertiggestellt wurde.
Pro-palästinensische Demonstranten ließen nicht zu, dass die Bühne fertiggestellt wurde.
Gleichzeitig betonte Guillén, dass er nicht grundsätzlich gegen friedliche Proteste sei – solange das Rennen nicht blockiert werde. „Jeder, der die Vuelta als Plattform nutzen möchte, um seine Botschaft zu verbreiten – in diesem Fall die pro-palästinensische Botschaft zu einem schrecklichen Geschehen, bei dem wir uns alle Frieden wünschen –, hat dafür seine Räume. Aber wir wollen unseren Sport, unser Rennen verteidigen. Wir wollen weiterarbeiten.“
In seiner Rede beklagte der Vuelta-Direktor zudem, dass die Proteste gegen die Teilnahme des israelischen Teams den normalen Ablauf der Rundfahrt stören würden – anders als beim Giro d’Italia oder bei der Tour de France. Trotz allem stellte er klar, dass die Vuelta wie geplant in Madrid enden wird:
„Ich weiß nicht, vielleicht ist unser Umfeld ein anderes als in anderen Ländern. Darauf möchte ich nicht näher eingehen. Fakt ist: Der Giro ist ohne Probleme verlaufen, die Tour ist ohne Probleme verlaufen. Wir befinden uns in einer völlig anderen Situation. Unsere einzige Priorität ist es, bis nach Madrid zu kommen. Die Schlussfolgerungen über die Anwesenheit dieses oder jenes Teams kann jeder selbst ziehen. Solange sie von der UCI legitimiert sind, haben sie das Recht zu starten. Über mögliche Szenarien werden wir in den nächsten Tagen sprechen, aber unser Ziel bleibt klar: Wir wollen Madrid erreichen. Plan B? Etappen austauschen? Nein, auf keinen Fall.“

Ezequiel Mosquera

Ezequiel Mosquera, ehemaliger Radprofi und heutiger Direktor von O Gran Camiño, äußerte sich zu den turbulenten Ereignissen des Tages.
„Es ist eine sehr komplizierte Situation, schwer zu verdauen. Wir haben schon Ähnliches erlebt – etwa durch Wetterbedingungen, die sich nicht kontrollieren lassen. Wenn man ein Rennen organisiert, gibt es Umstände, die außerhalb der eigenen Macht liegen, und dieses Gefühl der Ohnmacht ist schwer zu beschreiben. Bei einer Veranstaltung wie der Vuelta a España möchte ich heute nicht in der Haut der Organisatoren stecken. Mal sehen, ob das Rennen wenigstens bis nach Madrid durchkommt.“
Mosquera sprach auch über die Atmosphäre vor der Unterbrechung und die Irritationen im Ziel: „Es gab Gerüchte, dass etwas passieren würde, man sah die Fahrer bereits diskutieren. Aber wenn man dann das Schild sieht, dass bei acht Kilometern neutralisiert wird, ist das enttäuschend – vor allem mit Blick auf den Schlussanstieg.“
Zur Rolle des Radsports betonte er den besonderen Charakter der Disziplin: „Das sind völlig legitime Umstände, es sind Forderungen. Der Radsport ist ein demokratischer Sport – anders als Basketball oder Fußball. Er ist ein Volkssport, der sich über 180 Kilometer erstreckt und für alle zugänglich ist. Er bringt sozusagen die Champions League direkt vor die Haustür – für die Starken genauso wie für die weniger Starken.“
Sein Fazit fiel dennoch kritisch aus: „In diesem Fall, ich wiederhole es, verurteile ich die Demonstranten nicht. Sie fordern etwas, das vollkommen legitim ist, und glücklicherweise macht der Radsport solche Themen sichtbar. Aber wenn ein Rennen für Fahrer, Teams und Fans gestoppt wird, dann ist das ein Fiasko.“
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