„Es entsteht eine neue Art des Radsports“ – Cofidis sucht nach Antworten auf desaströse Tour

Radsport
durch Nic Gayer
Mittwoch, 30 Juli 2025 um 11:30
cofidis
Die Tour de France 2025 verlief für Cofidis ernüchternd. Kein Etappensieg, keine nennenswerte Platzierung in der Gesamtwertung und am Ende lediglich 15.510 Euro Preisgeld – das entspricht rund 2,2 Prozent der Summe, die das dominierende UAE Team Emirates - XRG einfuhr. Der größte Medienmoment der Franzosen ereignete sich abseits der Strecke: In der ersten Woche wurden elf Teamräder im geschätzten Wert von 143.000 Euro gestohlen. Sportlich trat Cofidis kaum in Erscheinung – lediglich Bryan Coquard geriet in den Fokus, als er in einen Sturz verwickelt war, der Jasper Philipsen zur Aufgabe zwang.
Eine Bilanz, die kaum Anlass zur Freude gibt. Doch wie reagiert die Teamleitung auf die enttäuschenden drei Wochen in Frankreich?

Vasseur kritisiert Formtief und stellt Systemfragen

„Wir hatten Mühe, unseren Rhythmus zu finden und waren in den entscheidenden Phasen oft abwesend“, räumte Teamchef Cédric Vasseur gegenüber DirectVelo ein. „Auf den Champs-Élysées haben wir mit Dylan Teuns und Alex Aranburu zumindest ein bisschen von unserer Freude zurückgewonnen – aber es war trotzdem eine schwierige Etappe.“ Nun wolle man analysieren, warum gerade die Anführer des Teams nicht ablieferten.
Vasseur nannte als Beispiel Emanuel Buchmann, der bei der Dauphiné noch stark fuhr, bei der Tour aber nur Platz 30 belegte. „Wahrscheinlich hat er seinen Höhepunkt zum falschen Zeitpunkt erreicht. Wir machen jetzt Tests, um zu sehen, ob eine Verletzung dahintersteckt. Sein Niveau bei der Dauphiné lag deutlich über dem der Tour.“
Trotz der enttäuschenden Leistungen verteidigte Vasseur sein Aufgebot. „Wir haben Fahrer mit einem sehr hohen Niveau – einige haben die Tour in der Vergangenheit gewonnen. Vielleicht sind sie müde angekommen. Auf dem Papier war es unser bestes Team. Aber wir waren nicht in Bestform, und das ist enttäuschend.“

„Zwischen der Tour und anderen Rennen liegt eine Welt“

Vasseur verwies auf kleinere Erfolge abseits der Tour, etwa den Etappensieg von Oliver Knight bei der Tour de Wallonie oder Jesús Herradas zweiten Platz in Spanien. Doch er machte keinen Hehl daraus, dass diese Resultate nicht auf dieselbe Stufe zu stellen sind: „Zwischen der Tour de France und anderen Rennen gibt es einen enormen Niveauunterschied. Wir haben unser erfahrenstes Team aufgeboten – und es hat nicht funktioniert.“
Besonders bitter: Der letzte Cofidis-Sieg bei der Tour liegt inzwischen zwei Jahre zurück. 2023 gewann Ion Izagirre die 12. Etappe – seither blieb das Team bei der Frankreich-Rundfahrt sieglos.
Vasseur kündigte tiefgreifende Analysen an. „Wir müssen uns anschauen, wie andere Teams sich auf die Tour vorbereiten. Gibt es noch Spielraum bei der Ernährung? Welche technologischen Entwicklungen sind möglich – vor allem bei der Aerodynamik?“ Er beobachtet, wie sich der Radsport verändert: „Die Fahrer machen während einer Etappe kaum noch Pausen. Es entsteht eine neue Art des Radsports – und die lässt nur Platz für jene, die wirklich auf höchstem Niveau fahren.“

„Für uns ist es fast unmöglich, mit Pogacar zu konkurrieren“

Ein Faktor, der die Dominanz der Konkurrenz noch verstärkte: Tadej Pogacar. „Wenn Pogacar und sein Team am Start sind, ist es für uns fast unmöglich, zu konkurrieren. Er ist extrem schnell – so schnell war er noch nie bei einer Tour“, so Vasseur. „Als ich noch Fahrer war, konnten wir uns manchmal erholen. Jetzt gibt es keine Momente der Ruhe mehr.“
Trotz aller Rückschläge will Vasseur nicht aufgeben: „Es wird einen starken Wunsch nach Revanche geben. Die Mannschaft ist bereit, bis nach Guangxi zu kämpfen.“
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