„Er war mein großer Bruder" - Emotionaler Tadej Pogacar winkt Rafal Majka bei Lombardei-Rundfahrt zum Abschied

Radsport
Samstag, 11 Oktober 2025 um 12:30
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Der Weltmeister stand ruhig an der Startlinie in Como – gelassen, fast nachdenklich. In seiner Haltung lag die Selbstsicherheit eines Mannes, der seinen Platz in der Radsportgeschichte kennt. Tadej Pogacar, der in diesem Jahr bereits die Tour de France, die Weltmeisterschaften, Lüttich–Bastogne–Lüttich, die Flandern-Rundfahrt und die Europameisterschaften gewonnen hatte, strebte nun seinen fünften Sieg bei Il Lombardia in Folge an. Kaum ein Fahrer in der Geschichte hat jemals eine solche Dominanz gezeigt – und keiner in der Moderne hat sie mit einer derartigen Leichtigkeit ausgestrahlt.
„Letzter Tag mit Rafa“, sagte Pogacar zu Cycling Pro Net und meinte damit Rafał Majka, der heute sein letztes Rennen für das UAE Team Emirates bestreitet. „Es war mir eine große Ehre, mit ihm zu fahren. Er war mein großer Bruder, mein Mentor in all den Jahren. Wir haben so viel zusammen erlebt. Er hat mir geholfen, der Fahrer zu werden, der ich heute bin – und ich werde ihn nach diesem Tag sehr vermissen.“
Es war ein seltener emotionaler Moment von Pogačar, einem Champion, der meist nur durch seine Beine spricht. Doch an diesem Tag waren die Gefühle unverkennbar echt. Jahrelang war Majka seine rechte Hand in den Bergen, der Mann, der ihn führte, beschützte und ihm den Weg zu unzähligen Siegen ebnete. Ihr Abschied fällt zusammen mit Pogačars Versuch, ein weiteres Kapitel in der goldenen Ära des Radsports zu schreiben – einer Ära, in der sein Name längst in Stein gemeißelt scheint.
Majka
Auf der Strecke, die sich malerisch um den Comer See windet, wird Pogacar erneut der Fahrer sein, auf den alle Blicke gerichtet sind. „Ja, ich meine, die Form stimmt, und dieser Kurs liegt mir einfach“, sagte er. „Wir haben es die letzten vier Male gesehen. Natürlich bin ich jetzt in fast jedem Rennen einer der Favoriten, aber heute gibt es viele starke Gegner. Es ist ein langes Rennen mit vielen Anstiegen – da kann alles passieren. Man weiß nie.“
Diese Ungewissheit macht die Lombardei-Rundfahrt so faszinierend. Die unvorhersehbaren Anstiege, das wechselhafte Herbstwetter und die Erschöpfung einer langen Saison machen das Rennen zu einem echten Test für Klasse und Konstanz. Doch Pogacar hat es geschafft, das Unberechenbare zur Routine zu machen. Seine Attacken an der Madonna del Ghisallo und am Civiglio haben die letzten vier Ausgaben geprägt – Momente, die längst Teil moderner Radsportgeschichte sind.
Auf die Frage, ob er einen weiteren Solosieg oder ein dramatisches Finale bevorzuge, zuckte er mit den Schultern und lächelte: „Das spielt keine Rolle. Wir sind hier, um zu gewinnen – egal wie.“
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